Auszeichnung für Förderung der Kompetenzen und Verantwortung des Pflegepersonals
Würden Pflegefachpersonen zusätzlich ausgebildet und mit weitergehenden Kompetenzen ausgestattet, liesse sich die Versorgung chronisch kranker Menschen deutlich verbessern – und die Kosten senken. ZHAW-Wissenschaftler Lorenz Imhof kann dies belegen und fordert entsprechende Anpassungen im Gesundheitswesen. Jetzt wurde er mit dem Swiss Quality Award ausgezeichnet.
Ein Forscherteam des ZHAW-Instituts für Pflege um den Pflegewissenschaftler Lorenz Imhof untersuchte die Qualität der Krankenversorgung bei zuhause lebenden Patienten. Die Resultate sind deutlich: Die von speziell ausgebildeten Pflegefachkräften betreuten Personen erlitten – im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne entsprechende Hausbetreuung – rund 30 Prozent weniger akute gesundheitliche Zwischenfälle. In etwa derselben Grössenordnung nahm die Zahl der Stürze und der Hospitalisierungen ab. So genannte «Advanced Practice Nurses» (APN) besuchten im Rahmen des Projekts «Spitex Plus» rund 230 über achtzigjährige Personen viermal und telefonierten dreimal mit ihnen. Aufgrund derart deutlicher Effekten fordert deshalb Lorenz Imhof vor allem für die ambulante Betreuung von älteren und chronisch kranken Patientinnen und Patienten vermehrt APNs. Nun wurde der ZHAW-Wissenschaftler für sein Engagement mit dem Swiss Quality Award ausgezeichnet, der von einer breiten Trägerschaft – bestehend aus der Schweizerischen Ärztevereinigung (FMH), dem Institut für Evaluative Forschung in der Medizin (IEFM) und der Schweizerischen Gesellschaft für Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen (SQMH) – verliehen wird. «Dass ich mit meinem Team diese wichtige Auszeichnung für Qualität im Gesundheitswesen in Empfang nehmen darf, zeigt, dass die Idee der integrierten Versorgung mittels Advanced Practice Nurses auch in der Schweiz Anerkennung findet», so Imhof.
Anerkennung für Innovation in der Gesundheitsversorgung
Entstanden ist das Konzept der APN bereits in den 1970er-Jahren als Folge des Ärztemangels in den USA. Vor allem in ländlichen Gebieten sah man sich gezwungen, den Pflegefachleuten mehr Kompetenzen und Verantwortung zu übergeben – dies bei entsprechend erweiterter Ausbildung. Auch in Europa geht die Entwicklung in diese Richtung: Die Menschen werden immer älter, und entsprechend gibt es immer mehr Patienten mit chronischen Leiden. Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass es wirksam und effizient ist, die Patienten zuhause durch entsprechend geschulte Pflegefachkräfte zu versorgen. So gehören Advanced Practice Nurses auch in Kanada und England zum Alltag. In Deutschland und
Österreich laufen Bemühungen, diesen Fachkräften eine tragende Rolle in der Gesundheitsversorgung zuzuweisen. Auch in der Schweiz wird für Pflegefachpersonen ein Studium auf Masterstufe angeboten. «Jedoch fehlt noch die gesetzliche Regulierung», sagt Lorenz Imhof, «und die Akzeptanz im Gesundheitswesen». Dies obschon die medizinische Wirksamkeit wie auch die ökonomische Effizienz der APN wissenschaftlich erwiesen sind. Durch den Preisgewinn erhofft sich der Preisträger, dass dem Konzept APN weiteren Schub verleihen wird.
- hat seit 2006 an der ZHAW im Institut für Pflege eine Professur für integrierte gemeindenahe Versorgung inne. Leitet dort auch die Forschungsstelle Pflegewissenschaft.
- doktorierte 2003 in Nursing Science an der University of California San Francisco (USA).
- erlangte 2001 den Master of Science in Nursing (MScN) an der School of Nursing, University of California San Francisco (USA).
- war in verschiedenen Schweizer Spitälern in verschiedenen Stellungen im Bereich Aus- und Weiterbildung sowie Qualitätssicherung im Pflegebereich tätig.
- hat 1984 das Diplom als Krankenpfleger am Universitätsspital Basel abgeschlossen.
Weitere Informationen und Kontakt
Prof. Dr. Lorenz Imhof, Leitung Forschungsstelle Pflegewissenschaft, ZHAW Departement Gesundheit, Telefon 058 934 63 33, lorenz.imhof@zhaw.ch
Medienstelle
José Santos, Leiter Kommunikation ZHAW Departement Gesundheit, Telefon 058 934 63 84, jose.santos@zhaw.ch