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Gesundheit

Junge Pflegende sind langfristig motiviert, wenn Lohn und Arbeitszeiten stimmen

Berufseinsteiger in der Pflege identifizieren sich stark mit ihrem Beruf und sind gewillt, diesem langfristig treu zu bleiben. Voraussetzung dafür ist laut einer ZHAW-Studie allerdings, dass sich die Arbeitsbedingungen verbessern: etwa beim Lohn, bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie bei den Arbeitszeiten.

In naher Zukunft wird mit einem markanten Mangel an Pflegefachkräften gerechnet. Um dem Notstand entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass neu ausgebildete Pflegende möglichst lange im Beruf bleiben. Doch wie sehen die Erwartungen und Laufbahnpläne von frisch diplomierten Pflegefachfrauen und -männern aus? Ein Team von Gesundheits- und Pflegewissenschaftlern der ZHAW hat diese Frage in einer nationalen Studie mit über 1200 Teilnehmern untersucht. Unterstützt wurden sie dabei von Fachhochschulen aus dem Tessin und der Romandie.

Hohe Identifikation mit dem Beruf

Die typische Absolventin einer Ausbildung zur Pflegefachfrau arbeitet ein Jahr nach ihrem Abschluss im Beruf oder absolviert eine pflegespezifische Weiterbildung – wie 92 Prozent ihrer Kolleginnen und Kollegen. Die meisten von ihnen identifizieren sich stark mit dem Beruf und möchten sich darin weiterentwickeln, indem sie sich zum Beispiel in einem pflegerischen Fachbereich vertiefen, sich zur Berufsbildnerin weiterbilden oder sich für eine Aufgabe im Management qualifizieren.
Auch langfristig möchten neun von zehn Befragten im Beruf bleiben. Rund die Hälfte knüpft dies allerdings an die Bedingung, dass sich die Berufssituation verbessert. Als zentrale Punkte werden dabei der Lohn sowie die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben genannt. Auch eine Verbesserung bei den Arbeitszeiten und eine stärkere Unterstützung durch das Management wären für den Verbleib im Beruf wichtig.

Anspruchsvoller Berufseinstieg

Den Übergang von der Ausbildung ins Berufsleben bewerten die frisch diplomierten Pflegefachpersonen mehrheitlich positiv oder neutral – unabhängig davon, ob sie die Fachhochschule oder die höhere Fachschule absolviert haben. Im Arbeitsalltag sind sie mit sehr hohen Anforderungen bezüglich der gelernten Fähigkeiten und Kenntnisse konfrontiert. Als Herausforderungen erleben sie vor allem die grosse Selbständigkeit und Verantwortung, aber auch der Transfer des Gelernten in die Praxis ist nicht einfach. Während des ersten Jahres im Praxisalltag sinkt ihre Identifikation mit dem Beruf leicht. Insgesamt ist diese aber auch ein Jahr nach Abschluss der Ausbildung noch sehr hoch.

Motivation erhalten mit Anpassungen bei der Berufssituation

Laut René Schaffert, Leiter der ZHAW-Studie, gelingt den Befragten der Berufseinstieg gut – auch wenn sie im Praxisalltag stark gefordert sind. «Sie haben Freude am Beruf und möchten ihre weitere Laufbahn in Angriff zu nehmen. Diese Motivation sollten wir nutzen, um die Pflegenden langfristig im Beruf zu halten.» Ansatzpunkte für mögliche Massnahmen lassen sich aus der Studie ableiten. So könnten Arbeitgeber und Ausbildungsstätten die Pflegenden noch besser beim Berufseinstieg unterstützen. Zudem drängen sich Anpassungen bei den Arbeitsbedingungen auf – etwa in punkto Lohn oder Vereinbarkeit von Beruf und Familie. «Angesichts der sich abzeichnenden Personalknappheit in der Pflege sollten diese Möglichkeiten geprüft werden», so Schaffert.


Weiterführende Informationen

Schlussbericht der Studie «Berufslaufbahnen und Berufsrollen in der Pflege aus der Sicht von Berufseinsteigenden»(PDF 2,0 MB)

Kontakt
René Schaffert, lic. phil., Studienleiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter der ZHAW-Forschungsstelle Gesundheitswissenschaften,
Telefon 058 934 63 54, rene.schaffert@zhaw.ch

José Santos, Leiter Kommunikation
ZHAW Departement Gesundheit,
Telefon 058 934 63 84, jose.santos@zhaw.ch