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Gesundheit

Doktorieren für das Recht von Kindern aufs Spielen

Ines Wenger und Thomas Morgenthaler forschen im europäischen Doktoratsprogramm «P4Play» an der ZHAW zum Spiel von Kindern. In ihren PhD-Projekten geht es um räumliche, soziale und gesellschaftliche Aspekte und Inklusion auf Spielplätzen sowie um die Entwicklung eines Assessments, um Umweltfaktoren und deren Auswirkungen auf das Spiel messbar zu machen.

Spielen, insbesondere das Spielen im Freien, ist für die körperliche und mentale Entwicklung von Kindern elementar. Trotzdem sind auch Kinder in wohlhabenden Ländern wie der Schweiz oder Österreich mit Einschränkungen konfrontiert, wenn es ums Spielen geht. So zum Beispiel, wenn Spielplätze nicht hindernisfrei gebaut sind und deshalb Kinder mit Beeinträchtigungen und deren Familien von diesem sozialen Lebensbereich ausgeschlossen sind.  

Ines Wenger und Thomas Morgenthaler ist es ein Anliegen, dass alle Kinder ihr Recht auf Spiel wahrnehmen können. Beide haben als Ergotherapeut/-in lange mit Kindern gearbeitet. Die Tatsache, dass Kinder am Spielen gehindert werden, obschon sie ein Recht darauf hätten – etwa aufgrund der UN-Kinderrechtskonvention oder des Behindertengleichstellungsgesetzes – motivierte sie, sich für das P4Play-Programm zu bewerben. Dieses von der EU-Kommission finanzierte «European Joint Doctorate» umfasst acht Doktoratsstellen in Irland, Schweden, Schottland und der Schweiz, die alle der Erforschung des Spiels gewidmet sind. Dabei werden vier Bereiche untersucht: People, Place, Policy und Practice. Je eine PhD-Stelle traten Wenger und Morgenthaler Anfang 2021 an – unter anderem unter Supervision von Prof. Dr. Christina Schulze am ZHAW-Institut für Ergotherapie. 

Universal Design und Inklusion auf Spielplätzen

In Ines Wengers Projekt geht es um räumliche Inklusion und damit um die Dimension «Place» im P4Play-Programm. In ihrem Doktorat untersucht Wenger, wie auf Spielplätzen Universal Design angewandt, der Spielwert erhöht und die Inklusion gefördert werden kann. In einer ersten Studie hat sie bereits die Nutzungserfahrungen von Kindern mit und ohne Beeinträchtigungen auf hindernisfreien Spielplätzen in der Schweiz untersucht. In einer zweiten Studie geht es um die Sichtweisen von Fachpersonen, die sich mit der Gestaltung von Spielplätzen beschäftigen. In zwei weiteren Studien befasst sich Wenger anschliessend vor allem mit dem Universal Design und dessen Wechselwirkung auf Spielwert und Inklusion. Dabei spielt ihre Partnerorganisation, das Center for Excellence in Universal Design in Dublin, Irland, eine wichtige Rolle. Dort wird sie einige Monate verbringen – ebenso wie an der ZHAW und der Luleå University of Technology in Schweden. Ihre Erkenntnisse wird Wenger mit Best Practice Modellen aus Irland, Schweden und der Schweiz illustrieren und in einer Good Practice Guideline zusammenfassen. 

  Entwicklung eines Messinstruments

Um eine weitere der insgesamt vier P4Play-Dimensionen geht es in Thomas Morgenthalers PhD-Projekt: «Practice» steht für Evidenz, die zugunsten der Praxis gewonnen werden soll. Dies etwa durch die Entwicklung von Assessments. Ein solches sowohl praktikables als auch valides und zuverlässiges Messinstrument für das Spiel auf öffentlichen Spielplätzen ist Ziel von Morgenthalers Doktorat. Dazu wird er zuerst bereits bestehende Assessments untersuchen und in einer Literaturarbeit Faktoren der Umwelt eruieren, die sich auf den Spielwert auf öffentlichen Spielplätzen beziehen. Hier liegt sein Fokus auf Kindern mit Beeinträchtigungen und deren Familien. 

Diese Erkenntnisse dienen als Basis für das Pilot-Assessment, dessen Validität Morgenthaler zum Schluss in der Schweiz und Irland überprüfen will. Bei der dazu notwendigen Datensammlung wird ihn voraussichtlich auch seine Partner-Institution, de Speeltuinbende (die «Playground Gang»), unterstützen. Diese niederländische Nonprofit-Organisation hat Erfahrung damit, die Sichtweise betroffener Kinder und deren Eltern einzubeziehen. Morgenthaler wird neben seinen Aufenthalten an der ZHAW und dem University College Cork in Irland somit auch mehrere Monate in den Niederlanden forschen.