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Gesundheit

Emanuel Feusi verabschiedet sich nach 17 Jahren in den (Un)Ruhestand

Emanuel Feusi nach 17 Jahren am Departement Gesundheit in den Ruhestand zu verabschieden, geht eigentlich nicht. Er hat mit klaren Strukturen, mit charmanter Beharrlichkeit, Humor, Expertise und seinem Blick für die Fähigkeit der Menschen die Fachstelle für Interprofessionelles Lernen und Praxis (IPLP) durch sein Engagement, seine Leidenschaft und Überzeugung für das Thema geprägt.

Was hat Sie damals bewogen, auf die Ausschreibung der Fachstelle IPLP zu bewerben und sich für diese Aufbauaufgabe zu entscheiden?

Wenn ich auf meine berufliche Laufbahn zurückblicke, stelle ich fest, dass ich immer sehr offen für Neues war. Ich würde mich auch als neugierigen Menschen bezeichnen. Es macht mir Spass, Lösungen für Herausforderungen zu entwickeln. Lange Zeit hatte ich immer ein Notizbuch oder einen Zettel bei mir, auf dem ich Ideen notiert habe, auch für ganz alltägliche Dinge. Und, ich hatte das Glück, an vielen Arbeitsplätzen Aufbauarbeit leisten zu können. So war ich beispielsweise an der Entwicklung und Durchführung eines Ausbildungsprogramms für erwachsene Quereinsteiger:innen in den Pflegeberuf beteiligt.
Darüber hinaus bin ich überzeugt und habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen, wenn sie ihre Potenziale und Fähigkeiten gemeinsam auf ein Ziel ausrichten, in der Summe bessere Ergebnisse erzielen, als wenn sie dieses Ziel alleine anstreben. Das schließt nicht aus, dass Menschen auch im Alleingang Herausragendes leisten können, wie uns die Geschichte lehrt.
Die ausgeschriebene Stelle elektrisierte mich. Sie schien wie für mich geschaffen: Wenig definiert, viel Gestaltungsraum und interessante Aufgaben, die viel Fingerspitzengefühl erfordern.

Wie und wann hat es mit der Fachstelle am Departement Gesundheit angefangen und wie meinen Sie, wird es künftig weitergehen?

Nach meinem Stellenantritt, 2007 waren primär die studiengangübergreifenden Ausbildungselemente (SGüM, für studiengangübergreifende Module) der Bachelorstudiengänge zu planen. Die Module waren definiert, die Ansiedlung im Regelstudienplan bestimmt und die Grobziele formuliert. Es galt nun Lehrpersonen mit den erforderlichen Fachkompetenzen für die Detailplanung sowie für die spätere Umsetzung zu rekrutieren. Eine Herausforderung, die von Erfolg gekrönt war. 2009 erfolgte die Akkreditierung der Bachelorstudiengänge Ergotherapie, Hebamme, Pflege und Physiotherapie. Im Anschluss an Strategiediskussionen innerhalb des Departements Gesundheit, wurde unsere Organisationseinheit 2014 als Fachstelle ins neu gegründete Zentrum für Gesundheitswissenschaften (ZGW), heute Institut für Public Health überführt. Das mit dem Auftrag, weiterhin die interprofessionelle Ausbildung in unseren Bachelorstudiengängen sicherzustellen sowie die interprofessionelle Gesundheitsversorgung und -bildung zu erforschen und zu fördern.

Mit der Curriculumsrevision 2020 schärften wir die Ziele der multi- und interprofessionellen Ausbildungselemente und erweiterten das Lern- und Lehrangebot. Infolge ansteigender Studierendenzahlen und neuer Studiengänge stossen wir mit Blick auf Ressourcen und Organisation heute an Grenzen. Auch sind Lehre und Forschung für Mitarbeitende beinahe nicht unter einen Hut zu bringen. Diese Brennpunkte werden die Mitarbeiter:innen der Fachstelle in naher Zukunft stark beschäftigen.

Was war Ihre grösste Herausforderung, wie schätzten Sie rückblickend diesen Punkt ein?

Es fällt mir schwer eine besondere Herausforderung zu nennen. Die wohl grösste war, die verschiedenen Berufsfachpersonen von der Wichtigkeit des Erwerbs von Kompetenzen zur interprofessionellen Zusammenarbeit in der Berufspraxis zu überzeugen. Diese Arbeit hat das Team der Fachstelle, die Dozierenden, die sich in der interprofessionellen Ausbildung unserer Studierenden engagieren, und mich als Verantwortlicher ständig gefordert und tut es heute weiterhin.

Wie schafften Sie es, auch bei sehr hoher Arbeitsbelastung, eine gewisse Work-Life Balance aufrechtzuerhalten?

Die Freude an meinen Aufgaben und das Team, auf das ich zählen konnte, trugen wesentlich dazu bei. Die Zusammenarbeit mit den vielen kreativen und kompetenten Mitarbeitenden des Departements und der ZHAW hat mir Energie gegeben. Ich habe es immer als grosses Privileg empfunden, in einem solchen Umfeld arbeiten zu dürfen. Dass mir dies nach meiner Pensionierung fehlen wird, weiss ich heute schon.

In meiner Freizeit schöpfte ich Kraft aus der Natur und dem Zusammensein mit meiner Familie und meinen Freund:innen. Ich habe gefeiert, mich kulinarischen Genüssen hingegeben, mich sportlich betätigt oder an kulturellen Veranstaltungen teilgenommen.

Was meinen Sie ist für die Studierenden die grösste Herausforderung um das Thema Interprofessionelle Lehre?

Wie die Evaluationen zeigen, nehmen die Studierenden die Lehrarrangements in studiengangsübergreifenden Lerngruppen nur bedingt als integralen Bestandteil ihrer Ausbildung wahr, sie erleben sie sogar als Konkurrenz zur berufsspezifischen Ausbildung. Sie äussern, dass das gemeinsame Lernen sehr zeitaufwändig und organisatorisch kompliziert sei. Zudem empfinden sie das Lernen mit wechselnden und teilweise unbekannten Personen als anstrengend und mühsam, ebenso wie den Besuch von Lerneinheiten am Abend und an Samstagen. Dieser Kontext und die fehlenden praktischen Erfahrungen, die die Relevanz der interprofessionellen Zusammenarbeit sichtbar und erlebbar machen, stellen Studierende und Lehrende vor grosse Herausforderungen. In der Umsetzung der interprofessionellen Zusammenarbeit in der Berufspraxis zeigen sich jedoch ähnliche Herausforderungen, so dass der geübte Umgang damit durchaus als Kompetenzzuwachs gewertet werden kann.

Was ist Ihre Meinung nach das wichtigste Argument für Interprofessionelle Lehre und was braucht es zukünftig?

Das Gesundheits- (und Sozial-)wesen benötigt eine Vielzahl unterschiedlicher, gut ausgebildeter Fachkräfte, die Menschen dabei unterstützen, ihre Gesundheit zu erhalten oder wiederzuerlangen. Gesundheitliche Beeinträchtigungen sind oft sehr komplex und daher systemisch zu betrachten. Es kann durchaus sein, dass eine einzelne Profession geeignete Massnahmen zur Verbesserung der Situation findet. Meistens tragen jedoch verschiedene Professionen dazu bei, dass die mit den Rat- und/oder Behandlungssuchenden definierten Ziele und Ergebnisse erreicht werden. Dies erfordert Kommunikation und Koordination sowie entsprechende Kompetenzen. In interprofessionellen Lernsettings können diese erworben und die Anwendung geübt werden.

Was ist gemäss Ihrer langen Erfahrung als Führungskraft ein zentrales Element in der Führung, damit Interprofessionelle Zusammenarbeit gelingen kann?

An erster Stelle würde ich eine starke Überzeugung hinsichtlich des Nutzens der interprofessionellen Zusammenarbeit für das Outcome der Gesundheitsdienstleistungen setzen. Darüber hinaus braucht es Selbstvertrauen und Energie, um den Dialog über Formen der interprofessionellen Zusammenarbeit kontextspezifisch zu initiieren, ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln und für alle zufriedenstellend umzusetzen. Es liegt auf der Hand, dass dies von der Führungskraft vielfältige Kompetenzen voraussetzt, insbesondere zur Reflexion des Führungshandelns und zur Selbstführung.

Wie sieht für Sie persönlich gelingende Teamarbeit aus?

In Anlehnung an Aristoteles betrachte ich Teamarbeit dann als gelungen, wenn das Gesamtergebnis grösser ist als die Summe der einzelnen Beiträge. Um ein Idealbild zu malen: Teamarbeit gelingt, wenn ziel- und ergebnisorientiert alle an einem Strang ziehen. Das Wir-Gefühl und gegenseitige Vertrauen ist stark. Die Kommunikation ist offen und effizient. Alle kennen ihre Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten, sind füreinander da und unterstützen sich gegenseitig.

Worauf freuen Sie sich künftig ohne die Fachstelle?

Das Ausscheiden aus dem Berufsleben sehe ich als Neuanfang mit vielen Möglichkeiten. Gerne würde ich die eine oder andere Reise unternehmen. Dann auch soziale Kontakte mehr pflegen und Interessen und Aktivitäten nachgehen, die in den letzten Jahren zu kurz gekommen sind. Am meisten freue ich mich darauf, meine Zeit einfach frei einteilen zu können und meinen Wissensdurst weiter zu stillen.

Personenprofil

 

Literatur:
Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (2020). Interprofessionelle Zusammenarbeit in der Gesundheitsversorgung: erfolgskritische Dimensionen und Fördermassnahmen. Differenzierung, Praxis und Implementierung. Swiss Academies Communications 15 (2).