«Ich möchte Wissen an eine neue Generation von Handtherapeut:innen weitergeben»
Am 2. Juli präsentierten 24 Ergo- und Physiotherapeut:innen ihre Abschlussarbeit im CAS Handtherapie. Beurteilt wurden sie dabei unter anderen von Marianne von Haller. Die Handtherapeutin begleitete die Teilnehmenden erstmals als Fachexpertin. Im Interview schildert sie ihre Eindrücke und verweist darauf, dass derzeit eine Fachexpert:innenstelle ausgeschrieben ist.
Das CAS Handtherapie ist eine kleine Erfolgsgeschichte. 2011 wurde es eingeführt und seither sieben Mal durchgeführt. Insgesamt 127 Ergo- und Physiotherapeut:innen absolvierten es bisher. Initiiert hatte das Angebot ursprünglich Cornelia Struchen, Handtherapeutin und damalige Weiterbildungsleiterin am Institut für Ergotherapie, gemeinsam mit den beiden Fachexpertinnen Sarah Ewald und Vera Beckmann. Sie bauten das CAS in enger Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Handtherapie (SGHR) auf und erreichten so, dass die Weiterbildung als Grundlage dient, um den Titel «Zertifizierte/r Handtherapeut/in Schweiz» der SGHR zu erlangen. 2021 übergab Sarah Ewald ihre Aufgaben als Fachexpertin an Marianne von Haller.
Welche Eindrücke nehmen Sie vom ersten Durchgang mit?
Marianne von Haller: Interessant fand ich insbesondere den Erfahrungsaustausch – einerseits unter den Teilnehmenden selbst, aber auch mit uns Dozierenden. Dabei spürt man, dass man nie auslernt – auch als Fachexpertin. Zudem haben mich die grosse Motivation und der Wissensdurst der Teilnehmenden beeindruckt. Und ich hatte den Eindruck, dass sie das vermittelte Wissen sehr gut mit ihrer praktischen Erfahrung verknüpfen können.
Was hat Sie motiviert, diese Funktion zu übernehmen?
Der Wunsch, nach über zwölf Jahren im Beruf Wissen weiterzugeben und die jüngere Generation «mitzunehmen». Dieses Anliegen begleitet mich schon länger: Als ich 2013 das CAS Handtherapie absolvierte, sagte ich Vera Beckmann beim Abschlussapéro, dass ich eines Tages gern selbst unterrichten würde. Nun kann ich diesen Wunsch in Tat umsetzen. Zudem suchen wir gleich noch eine zweite Person, die dies möchte (siehe Stellenausschreibung).
Was sind die Besonderheiten des CAS?
Wir haben einige sehr bekannte internationale Dozierende im CAS. So werden die Teilnehmenden etwa von der englischen Handtherapieexpertin Sarah Mee zu Frakturen unterrichtet und Birgitta Rosen von der Lund University führt sie zwei Tage lang in das von ihr entwickelte Assessment-Tool für die Behandlung von Nervenverletzungen und -erkrankungen ein. Zudem unterrichten auch verschiedene Handchirurgen. Ein Highlight ist, dass die Teilnehmenden die chirurgische Nahttechnik bei Sehnen selbst ausprobieren können. Und der Besuch des Anatomischen Instituts unter dem Motto «Anatomie zum Anfassen» hinterlässt sicher auch bleibende Eindrücke.
Was ist Ihre Rolle als Fachexpertin?
Die Fachexpertinnen definieren gemeinsam mit Kim Roos, der Leiterin des CAS, die Inhalte der drei CAS-Module. Danach rekrutieren wir die geeigneten Dozierenden und wir unterrichten auch selbst. Eine wichtige Aufgabe ist zudem die Begleitung und Betreuung der Teilnehmenden sowie die Beurteilung von deren Leistungsnachweisen. Dabei ist der dritte Leistungsnachweis am aufwändigsten, denn die Teilnehmenden setzen ein Projekt um – nach einer Einführung in Projektmanagement. Daher wird dieser Leistungsnachweis auch schon früh im CAS thematisiert und eingeführt.
Wie schliessen die Teilnehmenden ab?
Am 2. Juli fand der Abschluss des CAS statt. Dazu organisierten wir eine Art nicht-öffentlichen Mini-Handkongress. Die Teilnehmenden präsentierten ihre Abschlussprojekte vor einem kleinen Expert:innengremium bestehend aus einer der CAS-Fachexpertinnen sowie je einem Experten der Schweizerischen Gesellschaft für Handchirurgie und Handtherapie.
Zur Person
Marianne von Haller führt als Stv. Leiterin Handtherapie den Standort Bruderholz des Kantonsspitals Baselland und absolviert daneben den Master of Science in Hand Therapy an der Universität Derby. Davor war sie Stv. Leiterin Handtherapie am Universitätsspital Zürich und präsidierte sechs Jahre lang die Schweizerische Gesellschaft für Handtherapie (SGHR). Zudem nahm sie schon mehrmals als Freiwillige an medizinischen Einsätzen der Organisation Nicaplast in Nicaragua teil und hofft, dass dies nach der Pandemie auch wieder möglich sein wird. Mehr zu Marianne von Haller
Fachexpert:in gesucht
Für die nächste Durchführung des CAS Handtherapie suchen wir eine:n Nachfolger:in für Vera Beckmann. Für die Stelle bewerben können sich Ergo-/Physiotherapeut:innen mit einem Masterabschluss (MSc oder MAS) sowie fachlicher Expertise im Bereich der Handtherapie. Alle weiteren Details finden Sie in der Ausschreibung:
Ebenfalls suchen wir: