Die komplexe Landschaft der Nachhaltigkeitslabel: Was Unternehmen wissen müssen
Label im Bereich der Nachhaltigkeit dienen dazu, Verbrauchern Orientierung und Transparenz beim Einkaufen zu bieten. Sie kennzeichnen Produkte oder Dienstleistungen, die nach bestimmten ökologischen, sozialen oder ethischen Kriterien hergestellt oder angeboten werden. Durch diese Kennzeichnung wird es für Konsument:innen einfacher, nachhaltige Entscheidungen zu treffen und bewusster zu konsumieren. Das Verständnis der Komplexität und der Auswirkungen von Nachhaltigkeitssiegeln ist für Unternehmen, die sich an den Verbraucherpräferenzen und ethischen Geschäftspraktiken orientieren wollen, von entscheidender Bedeutung.
Es gibt verschiedene Arten von Nachhaltigkeitslabeln, die unterschiedliche Aspekte abdecken. Ökolabel fokussieren sich meist auf Umweltaspekte wie Energieeffizienz, Abfallreduktion oder den Einsatz nachhaltiger Materialien. Fair-Trade-Label hingegen legen den Schwerpunkt auf soziale Standards, wie faire Arbeitsbedingungen und gerechte Entlohnung. Es gibt auch umfassendere Label, die sowohl ökologische als auch soziale Kriterien berücksichtigen.
Eine Übersicht verschiedener Label und den korrespondierenden Richtlinien finden sich auf labelinfo.ch.
Nachhaltigkeitslabel beeinflussen die Wahrnehmung der Konsument:innen und deren Kaufentscheide erheblich. So zeigt sich beispielsweise, dass ökologisch motivierte Personen eine starke Präferenz für Produkte mit Nachhaltigkeitslabel zeigen (Hahnel et al., 2015) oder generell eine höhere Zahlungsbereitschaft für nachhaltig gelabelte Produkte besteht (Asioli et al., 2020). Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Wirksamkeit solcher Labels durch verschiedenste Faktoren wie die individuellen Eigenschaften der Konsument:innen, den Kontext der Kaufsituation oder die Eigenschaften des Labels selbst beeinflusst wird (Majer et al., 2022).
Je nach Region und Kundensegment können die Effekte von Nachhaltigkeitslabeln so z.B. stark variieren. So konnten Asioli et al. (2020) zeigen, dass die Bereitschaft für Lebensmittel mit Nachhaltigkeitssiegeln einen Aufpreis zu zahlen, je nach Land unterschiedlich ausfällt. Während beispielsweise 37 % der US-Verbraucher bereit sind, bis zu 10 % mehr für mit dem Umweltzeichen versehenes Gemüse zu bezahlen, würden 70 % der niederländischen Verbraucher nur bis zu 5 % mehr bezahlen. Die Zahlungsbereitschaft variiert auch zwischen verschiedenen Kundensegmenten innerhalb eines Landes und hängt insbesondere mit der Einstellung gegenüber dem Thema Nachhaltigkeit (Kaczorowska et al., 2019) und ihrem Bedürfnis nach sozialer Erwünschtheit (Cho & Berry, 2019) zusammen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der die Entscheidung der Verbraucher beeinflusst, ist die Bekanntheit eines Nachhaltigkeitssiegels. Labels, die bereits gut etabliert und bekannt sind, wie beispielsweise das Bio-Label, genießen eine hohe Wertschätzung. Diese Siegel profitieren von einem höheren Bekanntheitsgrad, einer stärkeren Vertrautheit und dem Vertrauen der Konsumenten, was sich positiv auf das Verbraucherverhalten auswirken kann (Kaczorowska et al., 2019). Ebenso relevant für die Beurteilung eines Labels kann dessen wahrgenommenen Wirksamkeit sein (Cho & Berry, 2019).
Ein weiterer Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt, ist die Tatsache, dass Nachhaltigkeitsangaben manchmal Qualitätsbedenken auslösen können (Doorn et al., 2020). Um dem entgegenzuwirken, müssen Unternehmen auf ein ganzheitliches Nachhaltigkeitskonzept setzen. Marken, die ein hohes Maß an sozialer Verantwortung der Unternehmen (Corporate Social Responsibility, CSR) aufrechterhalten, neigen dazu, die Bedenken der Verbraucher hinsichtlich der Produktqualität, die durch Umweltzeichen entstehen könnten, zu mindern. Daher sollte die CSR bei der Einführung von Nachhaltigkeitssiegeln mitberücksichtigt werden.
Key Action Steps für Unternehmen
- Beurteilen Sie Ihren Zielmarkt, um festzustellen, welche Arten von Label am effektivsten wären.
- Verwenden Sie Nachhaltigkeitssiegel in Kombination mit Nachhaltigkeitsbemühungen im gesamten Unternehmen (CSR), um das Vertrauen der Verbraucher zu maximieren.
- Verstehen Sie, dass Nachhaltigkeit kein einheitliches Konzept ist, sondern für verschiedene Verbrauchergruppen von unterschiedlicher Bedeutung ist.
- Aktualisieren und verfeinern Sie Ihre Label-Strategie kontinuierlich basierend auf den gesellschaftlichen Wandel und Konsumentenfeedback.