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Gesundheit

Interprofessionelle Zusammenarbeit im Fokus des 3. Winterthurer Ergo-Gipfels

Rund 80 Teilnehmende befassten sich am 2. März 2019 intensiv mit dem Thema Interprofessionalität und deren Implikationen für Ergotherapeutinnen und -therapeuten. Die Beiträge zeigten, wie unterschiedlich interprofessionelle Zusammenarbeit verstanden wird und welche Faktoren zu ihrem Erfolg beitragen können.

Zu Beginn seines Referats verdeutlichte Dr. med. Peter Berchtold, Co-Leiter College für Management im Gesundheitswesen (college M), anhand einer Grafik mit Google-Suchanfragen, wie sehr der Begriff interprofessionelle Zusammenarbeit (IPZ) «gesucht» ist. Der in «Mode» gekommene Begriff wird gemäss einer von Berchtold mit-geleiteten Studie vor allem als Vehikel für zwei Sorten von Ansprüchen eingesetzt: utilitaristische zur Durchsetzung von Effizienzforderungen etwa von Politik und Versicherungen sowie emanzipatorische nicht-ärztlicher Berufe – also quasi als «berufspolitischer (Kampf)-Begriff», wie Berchtold sagte. Das Problem dabei: Der Blick richte sich immer auf «die andern» und darauf, weshalb IPZ misslingt, anstatt auf Faktoren, die zu deren Gelingen beitragen. 

Interprofessionalität in Lehre und Praxis

Auf Erfolgsfaktoren für IPZ kamen im Verlaufe des 3. Winterthurer Ergo-Gipfel verschiedene Referierende zu sprechen. Zuerst widmete sich jedoch Prof. Dr. PH Ursula Walkenhorst in ihrem Beitrag der Entwicklung «interprofessioneller beruflicher» sowie «professioneller beruflicher» Identität und damit verbunden auch der Frage, wann der richtige Zeitpunkt für interprofessionelle Lehreinhalte in der Ausbildung von Gesundheitsfachleuten sei. Dabei verwies die Ergotherapeutin unter anderem auf geplante Forschungsarbeiten zu diesem Thema, die jedoch mangels Vergleichbarkeit der Ausbildungen noch in den Kinderschuhen stecken.  

Weiter gediehen ist die Umsetzung interprofessioneller Projekte am Schweizerischen Paraplegiker-Zentrum (SPZ). Diana Sigrist-Nix, Ergotherapeutin, Leiterin Rehabilitation und Mitglied der Geschäftsleitung, stellte diese unter dem Titel «Steht der Patient wirklich im Mittelpunkt unseres Handelns?» vor. Treiber dieser «Change»-Projekte waren laut Sigrist-Nix:. der Fachkräftemangel, finanzieller Druck sowie die Tatsache, dass sich die IPZ direkt auf Behandlungsqualität und Arbeitszufriedenheit auswirkt. So entstand die Leitidee «Ein Patient, ein Prozess», der unter anderem zur Zusammenlegung von Ergotherapie und Physiotherapie in einer Prozessorganisation und der Einführung sogenannter Reha-Therapeuten geführt hat. Im Rahmen eines weiteren Projekts ging es um die Entwicklung und Erprobung von Teams für eine konsequent interprofessionelle Behandlung von Patienten.

Sieben Brücken oder doch nie am Ziel?

Weitere Erfahrungen mit IPZ in der Praxis präsentierten die «Erstbesteiger/-innen» am Ergo-Gipfel. So etwa die Ergotherapeutin Brigitte Gysin, die als einzige Gerontologin in der pflegimuri in der «Seilschaft der Pflege» unterwegs ist. Sie schloss ihr Referat mit einem Vergleich zum Bergsteigen, bei dem das Gefühl habe, man gehe und gehe komme doch nie ans Ziel. Ein etwas anderes Bild zeichnete Prof. Dr. Brigitte Gantschnig in ihrem Vortrag über Interprofessionalität in der klinischen Forschung. Für sie gilt es, in Anlehnung an Peter Maffay, sieben Brücken zu überqueren, um erfolgreich interprofessionell zu forschen. Dazu gehöre etwa ein interprofessionelles Setting, Forschungskompetenz und Motivation aller beteiligten Berufsvertretenden, eine gemeinsame Grundhaltung bezüglich der Gleichberechtigung sowie die Unterstützung der Leitung.

Basislager: Plattform für Anliegen und Vernetzung

Zehn Referierende nutzten das Basislager, um in jeweils fünf Minuten ein Projekt zu präsentieren und für die anschliessende Diskussion in ihrer «Seilschaft» zu werben. So bat etwa die Dozentin und Forscherin Beate Krieger darum, Eltern von Jugendlichen mit Autismus-Spektrum-Störung für eine Umfrage zu gewinnen, die der Validierung des Assessments PEM-CY für die deutschsprachige Schweiz dient. Ebenfalls um Kinder ging es im Beitrag der Ergotherapeutinnen Claudia Rota und Prisca Achermann vom Rehabilitationszentrum Affoltern am Albis. Sie suchen Interessierte, die sich mit Ihnen vernetzen, um Frühinterventionen bei Säuglingen und Kleinkindern mit Hemiparese voranzutreiben. Die MAS-Absolvierende Kathrin Imhof verwies dagegen auf eine Weiterbildung, die sie zum Thema «Befundung und Behandlung Erwachsener mit räumlichen Störungen infolge einer Hirnverletzung» durchführen wird.


Zum Abschluss des 3. Winterthurer Ergo-Gipfels würdigte Christiane Mentrup die Leiterin Weiterbildung und Dienstleistung Ergotherapie, Cornelia Struchen. Diese gibt ihre Leitungsfunktion nach elf Jahren ab, um wieder vermehrt in der Praxis und als Dozierende am Institut tätig zu sein. Unter Struchens Ägide entstand – neben zahlreichen CAS und dem MAS in Ergotherapie – der Winterthurer Ergo-Gipfel. Die nächste Durchführung, am 7. März 2020, wird unter der Leitung ihrer Nachfolgerin oder ihres Nachfolgers stattfinden.