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Angewandte Psychologie

Eine Entdeckungsreise durch die Welt der Angewandten Psychologie – Interview mit Daniela Eberhardt

Daniela Eberhardt ist seit letztem August Direktorin des Departements Angewandte Psychologie. Im Interview verrät sie, warum die Psycholog:innen-Dichte in Zürich bald zunehmen wird und wie sich das Departement im Bereich Mental Health engagiert.

Sie hatten bis 2015 das Institut für Angewandte Psychologie (IAP) geleitet und sind danach Direktorin Human Resources der Stadt Zürich geworden. Was hat Sie dazu bewogen, wieder an die ZHAW zurückzukehren?

Daniela Eberhardt: Ich bin ein Fan der angewandten Hochschulen im Allgemeinen und ganz speziell der ZHAW, mir gefällt die Kombination aus Forschung, Lehre, Dienstleistung und Weiterbildung. In meinem Berufsleben durfte ich immer wieder den Wechsel zwischen Hochschule und Praxis vollziehen, was ich als grosses Glück empfinde. Deshalb freute es mich, nach neun Jahren als Direktorin HR mit einem Rucksack voller praktischer Erfahrung wieder zurückzukommen. Es war also eine Herzensangelegenheit, diese Stelle anzutreten.

Was war Ihr Highlight der ersten sechs Monate?
Ich bin bei jeder Organisationseinheit, teilweise sogar bei den Untereinheiten, vorbeigegangen. Zu sehen, was wir alles machen und wie viele engagierte, motivierte Leute hier tätig sind, war eine grossartige Entdeckungsreise. Ich kann jedem und jeder nur empfehlen, sich dafür die Zeit zu nehmen bei einem Neueinstieg. Ist man erst einmal absorbiert im Arbeitsalltag, holt man das nämlich meist nicht mehr nach.

Welche Themen stehen 2025 im Vordergrund für Ihr Departement?
Aktuell sind wir natürlich damit beschäftigt, die neue ZHAW-Strategie auch an unserem Departement umzusetzen. Wir haben eine spannende Auslegeordnung begonnen, um herauszufinden, wie wir die mehr als 100-jährige Erfolgsgeschichte unseres Departements erfolgreich fortsetzen werden. Dabei beschäftigen uns Fragen wie: Wie sehen die gesellschaftlichen Entwicklungen aus und was bedeuten diese für die Psychologie von morgen?

Des Weiteren dürfen wir für die ZHAW das Projekt Lernakademie umsetzen, bei dem es um neue Formen des Lehrens und Lernens im Bereich Weiterbildung geht. Und wir beginnen mit den Vorbereitungen zum International Congress of Applied Psychology (ICAP), den wir 2030 organisieren werden.

«Es war eine Herzensangelegenheit, diese Stelle anzutreten. Zu sehen, was wir alles machen und wie viele engagierte, motivierte Leute hier tätig sind, war eine grossartige Entdeckungsreise.»


  

Es ist fast hundert Jahre her, seit der Weltkongress der Angewandten Psychologie letztmals in der Schweiz stattgefunden hat. Was bedeutet es, diesen 2030 ausrichten zu dürfen?
Das ist eine tolle Chance für uns. Der ICAP findet alle vier Jahre statt und fokussiert auf die angewandte Psychologie in ihrer ganzen Breite, genauso wie wir es an der ZHAW tun. Wir erwarten Fachpersonen aus der ganzen Welt, die Psycholog:innen-Dichte in Zürich wird also vorübergehend deutlich zunehmen. 

Richtet sich der Kongress nur an Fachpersonen, oder können auch andere Interessierte den Anlass besuchen?
Natürlich werden sich vornehmlich Fachleute dort treffen und vernetzen. Aber es geht um Applied Psychology, folglich können auch Nicht-Psycholog:innen an den Kongress gehen und von den dort präsentierten Erkenntnissen und Anwendungsbeispielen profitieren.

Die ZHAW ist sehr divers und manchmal wissen die Mitarbeitenden des einen Departements nicht so genau, was Ihre Kolleg:innen am anderen Departement machen. Können Sie kurz zusammenfassen, wofür das Departement Angewandte Psychologie steht? 
Uns zeichnet aus, dass wir den vierfachen Leistungsauftrag komplett abdecken: Wir machen Angewandte Forschung, bilden Psychologie-Studierende aus. Ausserdem bieten am IAP eine ganze Reihe an Dienstleistungen wie die Laufbahnberatung oder Psychotherapie an und haben eine Vielzahl an Weiterbildungen in psychologischen Themen für Fach- und Führungspersonen. 

Ausserdem sind wir das Departement, das sehr stark im Transfer ist, also auf die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Praxis. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass der wissenschaftlich fundierte Praxistransfer Teil unserer DNA ist, damit haben wir 1923 unsere Erfolgsgeschichte begonnen.

«Weil die Arbeitswelt dynamischer wird, erleben wir ein steigendes Interesse Mental-Health-Themen und an der Organisations- oder Wirtschaftspsychologie.»


  

In den letzten Jahren hat in der Gesellschaft ein Wandel stattgefunden, man spricht heute viel offener über psychische Belastungen. Ist dadurch das Interesse an eurem Departement noch gestiegen?
Auf jeden Fall, gerade weil wir eine Vielzahl an gesellschaftlich und in der Arbeitswelt höchst relevanten Themen abdecken. Für all unsere Angebote rund um Mental Health etwa gibt es eine enorme Nachfrage. Wir erleben aber auch ein steigendes Interesse an der Organisations- oder Wirtschaftspsychologie, weil die Arbeitswelt dynamischer wird. Ich könnte noch unzählige Beispiele anführen für hochaktuelle Themen, die Aufmerksamkeit generieren, etwa die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen oder die Entwicklung rund um selbstfahrende Autos und was diese bei Menschen auslösen.
 

Das Themenfeld ist deutlich breiter, als man sich das gemeinhin vorstellt: Selbstfahrende Autos hätte ich nicht zwingend mit der Angewandten Psychologie in Verbindung gebracht.
Heute wird tatsächlich stärker beachtet, dass Menschen und ihr Verhalten eine Rolle spielen in unterschiedlichen Lebenswelten: Wenn der Verkehr sich verdichtet und viele unterschiedliche Fahrzeuge unterwegs sind, wie verhält sich dann der Mensch in diesem Gewimmel? Die Psychologie spielt in vielen Lebensbereichen eine Rolle.

So wie bereits angedeutet auch in der Arbeitswelt: Ihr habt gerade zwei Leitfäden erarbeitet zum Thema psychische Gesundheit, die sich an ZHAW-Dozierende und -Führungspersonen richten. Reicht das als Präventionsmassnahme?
Psychische Gesundheit und Gesundheit überhaupt ist ein anspruchsvolles Thema. Einen Teil kann man als Arbeitgeberin abdecken, ein Teil ist Selbstverantwortung. Ich finde es gut, haben wir diese Leitfäden. Zusätzlich engagieren wir uns auch in den Schulungsangeboten für die Mitarbeitenden der ZHAW oder bieten unseren Mitarbeitenden am Departement Angewandte Psychologie über die nächsten zwei Jahre verschiedene niederschwellige Massnahmen im Rahmen unseres betrieblichen Gesundheitsmanagements an. Wir sind auf jeden Fall gut beraten, uns auf vielfältige Weise für die Thematik Arbeit und Gesundheit einzusetzen. Prävention ist meiner Meinung nach immer eine gute Investition.


Zur Gesundheitsprävention gehört auch, eine gute Work-Life-Balance zu haben. Was tun Sie selbst dafür?
In Führungspositionen ist das zugegebenermassen eine gewisse Herausforderung, weil man Dinge gestalten und für die Leute da sein will. Ich bin aber recht bodenständig und daher froh, wenn ich zwischendurch abtauchen und mit meinen zwei erwachsenen Kindern und meinem Partner Zeit verbringen kann. Wenn möglich bin ich zudem viel und gern draussen unterwegs in der Natur, fahre Fahrrad und Ski oder reite.