Die Rolle und soziale Verantwortung von Business Schools
Wir als Hochschule stehen in der Pflicht, den Studierenden nicht nur Fertigkeiten zu vermitteln, sondern sie zu ethisch und sozial verantwortlichen Führungskräften auszubilden. Herbert Winistörfer zeigt in der aktuellen Ausgabe des SML-Magazins COMPETENCE auf, wie die ZHAW School of Management and Law diese Forderung konkret umsetzt.
Selten zuvor dürfte die Debatte um die Verantwortung von Unternehmen in der Gesellschaft so intensiv geführt worden sein wie dieser Tage. Unter anderem aufgrund etlicher Skandale im Wirtschaftsleben wie Bespitzelungsaffären oder der Dieselskandal werden Business Schools seit einigen Jahren zunehmend dazu angehalten, ihrer Verantwortung, ethisch und sozial verantwortliche Führungskräfte auszubilden, nachzukommen. CEOs fordern zunehmend Manager, die eine Verbindung zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und Geschäftserfolg herstellen können. Für Studierende wird somit eine Ausbildung, die gesellschaftliche Verantwortung als ganzheitliches Managementkonzept integriert, zum Vorteil auf dem Arbeitsmarkt.
Business Schools und ihr Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen der UNO
Bei der Frage, was konkret der Beitrag verantwortungsvoller Unternehmensführung für die Gesellschaft sein kann, können die Nachhaltigkeitsziele der UNO herangezogen werden. Diese umfassen 17 im September 2015 verabschiedete Ziele – die Sustainable Development Goals (SDGs). Alle Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen – darunter auch die Schweiz – haben sich verpflichtet, auf die Umsetzung der SDGs bis zum Jahr 2030 hinzuarbeiten. Hochschulen als Zentren für Innovation und als Ausbildungsstätten künftiger Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Gerade die Managementausbildung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Zum einen wird an Business Schools die nächste Generation des Führungsnachwuchses ausgebildet, die in der Lage sein soll, aktiv die Transformation der Unternehmen voranzutreiben. Zum anderen vermitteln Business Schools nicht nur Wissen und Fertigkeiten, sondern auch Einstellungen und Werte an ihre Absolventinnen und Absolventen. Eine umfassende Integration der SDGs in Forschung und Lehre ist daher essenziell für die Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung.
Gemeinsam mehr erreichen – die Initiative «Principles for Responsible Management Education»
1999 rief der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan die am World Economic Forum in Davos anwesenden Unternehmensvertreterinnen und -vertreter dazu auf, dem UN Global Compact beizutreten – der mit mehr als 13'000 Unternehmen und Organisationen weltweit grössten Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung. Aufgrund des beeindruckenden Erfolgs dieser Nachhaltigkeitsinitiative in der Geschäftswelt stellte sich schon bald die Frage, wie der für diese Ziele erforderliche Wertekanon bei den künftigen Fach- und Führungskräften in Wirtschaft und Politik verankert werden kann. Vor diesem Hintergrund wurde 2007 ein auf dem Global Compact aufbauender Verhaltenskodex für den tertiären Bildungssektor entwickelt – die «Principles for Responsible Management Education» (PRME).
Dabei handelt es sich um eine auf sechs Grundsätzen basierende, global ausgerichtete Initiative, die akademische Institutionen bei der Umsetzung einer verantwortungsvollen Managementausbildung unterstützen soll, u.a. in Lehre, Forschung und Betrieb. Inhaltlich fokussiert die Initiative auf konkrete Beiträge zur Umsetzung der SDGs. Die Mitglieder der Initiative, der sich mittlerweile weltweit mehr als 650 Hochschulen angeschlossen haben, sind in 13 regionalen Gruppen, sogenannten Chaptern, organisiert. Für die deutschsprachige Region um die Schweiz ist dies das PRME Chapter DACH. Einige der erfahrensten und engagiertesten Hochschulen gehören darüber hinaus für einen Zeitraum von jeweils zwei Jahren der PRME Champions Group an.
PRME an der ZHAW School of Management and Law
Die ZHAW School of Management and Law ist der PRME-Initiative am 1. August 2014 beigetreten und zugleich Mitglied des PRME Chapter DACH. Als Grundlage dafür hat die SML ihr Mission Statement mit dem folgenden Zusatz ergänzt: «We practice and actively promote sustainable development and corporate responsibility.»
Forschung
Da sich an der SML Personen in unterschiedlichen Forschungsprojekten mit Themen einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Gesellschaft beschäftigen, wurden vier Forschungsschwerpunkte definiert:
- Corporate Responsibility Management,
- Enabling Energy Transformation,
- Sozialrecht und
- Ethically Responsible Leadership.
Ein fünfter Schwerpunkt, Business and Human Rights, befindet sich gerade im Aufbau.
Lehre
Um verantwortungsvolle Führungskräfte auszubilden, ist es essenziell, den Studierenden entsprechende Module anzubieten, in denen sie Wissen zu Ethik, Corporate Responsibility und Nachhaltigkeit erwerben und Kompetenzen entwickeln können. An der SML beinhaltet jeder Bachelorstudiengang ein Pflichtmodul und mehrere Wahlpflichtmodule, welche vor allem CSR- und Ethikthemen behandeln.
Dialog
Um das gesellschaftliche Engagement und den unternehmerischen Geist der Studierenden zu fördern, hat die SML Ende 2017 die strategische Initiative «Gesellschaftliche Verantwortung und Unternehmertum» lanciert. Die darin enthaltenen vier Initiativen
- Entwicklung und Aufbau einer Studierendeninitiative im Bereich Nachhaltige Entwicklung,
- Aufbau des Kompetenzfelds Business and Human Rights,
- Aufbau einer Start-up-Unterstützung «Social Entrepreneurship» sowie
- Intensivierung des Austauschs mit Studierenden[gruppen])
werden im Zeitraum 2017–2020 umgesetzt.
Partnerschaften
Darüber hinaus war die SML im November 2017 Gastgeberin des fünften PRME Chapter DACH sowie des vierten PRME Champions Group Meeting. Im Rahmen dieser beiden Tagungen richtete die SML zudem die erste SDG-Roadshow in der Schweiz aus – eine Informationsveranstaltung zu den 17 Nachhaltigkeitszielen.
Aufgrund ihres Engagements im PRME-Netzwerk wurde die SML als eine von 38 Wirtschaftshochschulen weltweit für den Zeitraum 2018–2019 in die PRME Champions Group aufgenommen. Damit verpflichten sie sich zur Realisierung der SDGs durch eine signifikante Transformation in Lehre, Forschung und Partnerschaften. Aus diesem Grund wurde an der SML ein PRME Committee gegründet, welches sich für eine stärkere Verankerung von PRME in den Abteilungen und Leistungsbereichen der SML einsetzt.
Autoren: Herbert Winistörfer; Marie-Christin Weber
SML-Magazin COMPETENCE
Es ist uns ein grosses Anliegen, den Dialog zwischen Wirtschaft und Hochschulen zu fördern und daran auch die Öffentlichkeit teilhaben zu lassen. COMPETENCE soll dazu einen Beitrag leisten. Die Publikation bietet der Wirtschaft und unserer School of Management and Law eine Plattform zum Perspektivenaustausch zu jeweils einem aktuellen und relevanten Thema. Die Edition 2018 steht unter dem Thema «Leadership: to lead or not to lead» und will allen Führungskräften Anregungen geben, wie Führung in der heutigen Zeit gelingen kann.
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