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School of Management and Law

Beschreibung der Pfeiler

In diesem Abschnitt werden die 5 Pfeiler des IT Nearshoring Indexes sowie deren Wichtigkeit für Schweizer IT-Dienstleistungsunternehmen näher beschrieben. Wir beschreiben nicht alle Variablen, die ein Pfeiler bilden, sondern stellen eine detaillierte Beschreibung der Variablen und der Quelle in einem Online-Anhang zur Verfügung.

Institutioneller Pfeiler

Der institutionelle Pfeiler spiegelt politische Faktoren und deren direkten Auswirkungen auf die Offshoring-Entscheidung wider. Zum Beispiel beinhaltet er die regionale Regierungsqualität, die von Charron et al. (2015) festgelegt wurde, um den Ease of Doing Business und den Umgang mit der Regierung in dieser spezifischen Region aufzuzeigen. Wir gehen davon aus, dass bessere Institutionen die Kosten für die Geschäftstätigkeit sowie die politische Unsicherheit in einer Region senken und dass damit ein stabileres wirtschaftliches Umfeld geschaffen wird.

Standortpfeiler

Der Standortpfeiler bezieht sich im Allgemeinen auf geografische Faktoren der Nearshoring-Entscheidung. Dazu gehören beispielsweise die Entfernung in Kilometer zwischen der potenziellen Nearshore-Region und Bern - das im Zentrum der Schweiz liegt - oder die Anzahl der Fluggäste in einer Region, die die Erreichbarkeit einer Region widerspiegelt. Egger et al. (2018) haben gezeigt, dass räumliche Entfernungen und Kommunikationsbarrieren Hindernisse für Unternehmen im internationalen Geschäft darstellen. Die Variablen, welche die Verkehrsinfrastruktur und die Erreichbarkeit einer Region widerspiegeln, haben innerhalb dieses Pfeilers das höchste Gewicht.

Wirtschaftspfeiler

Der Wirtschaftspfeiler berücksichtigt direkte ökonomische Massnahmen. Diese sind oft unabhängig von Institutionen. So beziehen wir beispielsweise die Arbeits- und Unternehmenssteuern in diesen Pfeiler ein, welche eindeutig ein institutionelles/politisches Produkt sind, deren Wert jedoch nicht vollständig durch institutionelle Faktoren erklärt wird, d.h. Frankreich hat gute und qualitativ hochwertige Einrichtungen und eher hohe Unternehmens- und Arbeitssteuersätze. Auf der anderen Seite sind die Institutionen in den Niederlanden ebenso gut, aber die Unternehmenssteuersätze sind viel niedriger. Unsere Umfrage zeigt, dass monetäre Faktoren für Schweizer IT-Firmen in diesem Pfeiler am wichtigsten sind, weshalb den Variablen «Inflation» und «Stabilität des Wechselkurses» die höchste Gewichtung zukommt.

Arbeitsmarktpfeiler

Der Arbeitsmarktpfeiler reflektiert verschiedene Dimensionen des lokalen Arbeitsmarktes. Insbesondere die Faktoren Arbeitsangebot und -nachfrage sowie Arbeitskosten in der IT Branche. Offensichtlich wollen Unternehmen an Standorte mit einem hohen Angebot an IT-Fachkräften auslagern, was die Besetzung offener Stellen erleichtert. Auf der anderen Seite sollten die Arbeitskosten niedrig gehalten werden, was die Rentabilität des Nearshoring-Ventures erhöht. Für Schweizer IT-Dienstleistungsunternehmen ist das Angebot an IT-Fachkräften viel wichtiger als die tatsächlichen Arbeitskosten. So erhalten die Arbeitsmarktsituation und das Angebot an IT-Mitarbeitern in einer Region die höchsten Gewichtungen in diesem Pfeiler.

Sozialer Pfeiler

Im Sozialen Pfeiler berücksichtigen wir alle Arten von sozialen Faktoren, die die Offshoring-Entscheidung der Unternehmen beeinflussen könnten. In erster Linie ist die kulturelle Distanz ein wichtiger Faktor und ein oft unterschätztes Hindernis für Unternehmen, die in ausländischen Märkten tätig sind. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Fähigkeiten sich an kulturelle Unterschiede anzupassen und diese zu nutzen, firmenspezifisch sind. Es ist nicht möglich, diese firmenspezifische Dimension in unseren allgemeinen sozialen Pfeiler aufzunehmen. Deshalb beziehen wir ein breiteres Mass an sozialen Faktoren auf regionaler Ebene ein, da wir davon ausgehen, dass die allgemeine kulturelle Nähe die kulturellen Anpassungen im Schnitt erleichtert. Konkret beziehen wir ein kulturelles Entfernungsmesssystem der Region zur Schweiz (als ganzes Land) ein, das Kaasa et al. (2013) entnommen wird, oder die sprachliche Nähe von Melitz und Toubal (2014). Da die Schweiz vier Amtssprachen kennt und in drei wichtige Kulturräume (französisch-, italienisch- und deutschsprachige Regionen) unterteilt werden kann, spiegeln die kulturellen Entfernungs- und Sprachmasse einen Schweizer Durchschnitt wider.

Detaillierte Datenbeschreibung

Im Folgenden werden die 5 verschiedenen Pfeiler näher beschrieben, einschliesslich aller einzelnen Variablen. Sofern nicht anders angegeben, wurden die Variablen aus der Eurostat-Regionaldatenbank entnommen.

1. Institutioneller Pfeiler

a. EU/EWR-Mitgliedschaft Indikator im Land. Quelle: EU Commission
b. Schengen-Indikator im Land. Quelle: EU Commission
c. Geschäftigkeitsindikatoren auf Länderebene. Quelle: Doing Business, The World Bank
i. Bedingungen für den Start eines Geschäfts
ii. Bedingungen im Umgang mit Baugenehmigungen
iii. Bedingungen für einen Stromzugang
iv. Bedingungen zur Registrierung von Eigentum
v. Stärkung des Schutzes von Investoren
vi. Bedingungen zum Zahlen von Steuern
vii. Bedingungen für grenzüberschreitenden Handel
viii. Bedingungen für das Durchsetzen von Verträgen
ix. Bedingungen für die Abwicklung von Insolvenz

d. Index der Rechtsstaatlichkeit im Land. Quelle: The World Justice Project (2018)
e. Regierungsqualitätswerte auf der Ebene der NUTS 1-Regionen. Quelle: by Charron and Lapuente (2015)
i. Gesamtnote
ii. Unparteilichkeitswert, Gleichbehandlung von Einzelpersonen und Unternehmen
iii. Korruptionsbewertung in den Bereichen Bildung, Gesundheitswesen, Strafverfolgung, Wahlen, Korruptionserfahrung
iv. Qualitätsbewertung für Bildung, Gesundheitsversorgung und Strafverfolgung

f. Wahlbeteiligung bei den letzten (Parlaments-)Wahlen als Mass für die politische Partizipation auf der Ebene der NUTS 1-Regionen

2. Allgemeiner Standortpfeiler

a. Physische Entfernung zwischen Bern und einer NUTS-1-Region in km
b. Anzahl der Fluggäste in 1.000 in der Region NUTS 1 als Mass für die Erreichbarkeit
c. Autobahnen km pro Quadratkilometer als Mass für Infrastruktur und Mobilität in der NUTS-1-Region
d. Breitbandzugang der Bevölkerung in % innerhalb von NUTS 1 als Mass für die Internetinfrastruktur
e. Gemeinsame gesprochene Amtssprache in einem Land und der Schweiz in % der Bevölkerung des fremden Landes. Quelle: Mayer and Zignago (2011)
f. Prozent der Bevölkerung, die Englisch sprechen. Quelle: English First Country Ranking
g. Büromietkosten in EUR für 80% erstklassige Büroflächen. Basierend auf ausgewählten Städten innerhalb der NUTS 1-Region. Quelle: Cushmann & Wakefield, Occupancy Metrics

3. Allgemeiner Wirtschaftspfeiler

a. Lohnnebenkosten (Steuern usw.) in Prozent des Lohns der IT-Mitarbeiter in der Region NUTS 1
b. Unternehmenseinkommenssteuer in Prozent auf Länderebene. Quelle: EY Worldwide Corporate Tax Guide (2018)
c. Inflation zwischen 2015 und 2018. Mit 2015 als Basisjahr
d. Veränderung der jährlichen Wechselkurse zwischen Fremdwährung und CHF zwischen 2008 und 2018. Quelle: IMF Exchange Rates
e. Wechselkursentwicklung zwischen Fremdwährung und CHF zwischen 2008 und 2018. Verachtung ist für Schweizer Unternehmen besser. Quelle: IMF Exchange Rates
f. BIP in EURO in der NUTS 2 Region
g. BIP pro Kopf in EURO in der NUTS 2 Regi
h. BIP-Wachstum zwischen 2014 und 2018 nach NUTS-Regionen
i. Bedingungen für eine Kreditaufnahme. Quelle: Doing Business, The World Bank

4. Arbeitsmarktpfeiler

a. Beschäftigung im IT-Sektor im Verhältnis zur Bevölkerung in einer NUTS-2-Region
b. Durchschnittliche jährliche Arbeitsstunden und Beschäftigte im IT-Sektor in einer NUTS-1-Region
c. Beschäftigung junger Arbeitnehmer (25-34 Jahre) im Verhältnis zur Gesamtbeschäftigung im IT-Sektor in der Region NUTS 1
d. Rate für offene Stellen im IT-Sektor in Prozent der IT-Mitarbeiter in einer NUTS-1-Region
e. Arbeitskosten pro Stunde (Löhne und Bonus) in EURO im IT-Sektor in der Region NUTS 2
f. Wachstum der Arbeitskosten in % zwischen 2012 und 2016 im IT-Sektor

5. Sozialer Pfeiler

a. Kaufkraftstandard (KKS) angepasstes BIP pro Kopf in einer NUTS-2-Region als Massstab für den wirtschaftlichen Wohlstand
b. Anzahl der Hotelbetten in einer NUTS-1-Region als Mass für regionale Schönheit/Attraktivität
c. Anzahl der Expats in einem Land als Mass für die Offenheit gegenüber Ausländern
d. Lebenserwartung in Jahren in der Region NUTS 2
e. Anzahl der Ärzte pro Kopf als Mass für die Qualität des Gesundheitssystems in der Region NUTS 1
f. Anzahl der Krankenhausbetten pro Kopf als Mass für die Qualität des Gesundheitssystems in der Region NUTS 1
g. Sprachnähe als Mass für kulturelle Nähe und Kommunikationsfähigkeit auf Länderebene. Dies ist nicht dasselbe wie eine gemeinsame Sprache, d.h. Italienisch und Spanisch sind sprachlich näher als Italienisch und Deutsch. Quelle: Melitz and Toubal (2014)
h. Anzahl der Schweizer Expats in einem Land als Mass für kulturelle Nähe und mögliche Kontakte. Quelle: EDA Auslandschweizerstatistik
i. Mordquote pro 100.000 Einwohner auf Länderebene als Gefährdungsmassstab
j. Kultureller Entfernungsindex zwischen der Schweiz und einer NUTS-1-Region. Quelle: Kaasa et al. (2013)
k. Machtdistanzindex zwischen der Schweiz und einer NUTS-1-Region. Quelle: Kaasa et al. (2013)
l. Unsicherheitsvermeidungsdistanz zwischen der Schweiz und einer NUTS-1-Region. Quelle: Kaasa et al. (2013)
m. Männlichkeitsabstand zwischen der Schweiz und einer NUTS-1-Region. Quelle: Kaasa et al. (2013) n. Kultureller Distanz Index zwischen der Schweiz und einer NUTS-1-Region. Quelle: Kaasa et al. (2013)

Referenzen

Eurostat Regional Database
Melitz, Jacques & Toubal, Farid, 2014. "Native language, spoken language, translation and trade," Journal of International Economics, Elsevier, vol. 93(2), pages 351-363.
EDA Auslandschweizerstatistik
Kaasa, A., Vadi, M., & Varblane, U. (2013). European Social Survey as a source of new cultural dimensions estimates for regions. International Journal of Cross Cultural Management, 13(2), 137–157

Wikipedia EU/EEA and Schengen Area Membership
Doing Business, The World Bank

The World Justice Project (2018)
Charron, N., Dijkstra, L., & Lapuente, V. (2015). Mapping the regional divide in Europe: A measure for assessing quality of government in 206 European regions. Social Indicators Research, 122(2), 315-346.
Mayer, T. & Zignago, S. (2011) Notes on CEPII’s distances measures: the GeoDist Database CEPII Working Paper 2011-25
English First Country Ranking

Cushmann & Wakefield, Occupancy Metrics
EY Worldwide Cooporate Tax Guide (2018)
IMF Exchange Rates