Mangelernährung bei Kleinkindern
Das Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie analysiert in mehreren Projekten die Auswirkung von Mangelernährung auf die Gesundheit von Kleinkindern in Entwicklungsländern und sucht nach kostenwirksamen Interventionen um diese zu bekämpfen.
Das Projekt
Mangelernährung am Anfang des Lebens
In den ersten tausend Tagen ihres Lebens entwickeln sich Kinder ausserordentlich schnell. Um eine gesunde Entwicklung zu gewährleisten, benötigen sie eine ausgewogene Ernährung, welche sie mit allen notwendigen Nährstoffen und Spurenelementen versorgt. Zwar hat sich die Versorgung mit Kalorien in den letzten Jahren stetig verbessert, doch leiden weiterhin viele Kinder an einer Unterversorgung mit lebenswichtigen Spurenelementen. Vor allem einkommensschwache Länder sind betroffen: Jedes Jahr sterben dort 3.1 Millionen Kinder an einer Unterversorgung mit Spurenelementen. Überleben sie, können sie sich oftmals nicht ihrem Potential entsprechend entwickeln: Sie leiden häufiger an Krankheiten und sind in ihrer physischen und kognitiven Entwicklung eingeschränkt.
Krankheitskostenmodell
Das Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie hat ein Modell entwickelt, das die lebenslangen Kosten von Mangelernährung bei Kleinkindern prognostiziert. Das Modell berechnet die medizinischen Kosten, die Produktivitätsverluste und die intangiblen Kosten (verlorene Lebensqualität) aufgrund von Eisen-, Vitamin A-, Zink- und Iod-Mangel im Kindesalter. Zudem erlaubt das Modell die Differenzierung von 10 unterschiedlichen Wohlstandsklassen und ermöglicht so die besonders betroffenen Gesellschaftsgruppen zu identifizieren und mit Interventionen gezielt zu erreichen.
Kosten-Effektivität
Basierend auf dem Krankheitskostenmodell berechnen wir die Kosten-Wirksamkeit von Interventionen, die von unterschiedlich hohen Preissubventionen für angereicherte Ergänzungsnahrung für Kleinkinder ausgehen. Wir führen dazu Befragungen durch, die sowohl gegenwärtige Nutzung, als auch die Sensitivität der Nachfrage auf Preisänderungen erheben. Die Kombination der Umfrageresultate mit den Resultaten von Studien zur Wirksamkeit von angereicherter Ergänzungsnahrung ermöglicht uns schliesslich die Kosten und die Wirksamkeit unterschiedlicher Interventionen zu berechnen.
Projekte
Wir haben unser Modell bereits auf die Bevölkerung in den Philippinen, Indien und Pakistan angewandt und umfangreiche Befragungen vor Ort mit bis zu 4800 Haushalten durchgeführt. Die Kosten und die Kosten-Wirksamkeit von Mangelernährung im Kindesalter fallen dabei sehr unterschiedlich aus. Durch unsere Forschung können die effizientesten Interventionen identifiziert und gezielt den bedürftigsten Gruppen zugänglich gemacht werden.
Auf einen Blick
Projektleitung: Simon Wieser
Projektteam: Simon Wieser, Beatrice Brunner, Christina Tzogiou, Urs Brügger, Rafael Plessow,
Projektzeitraum: 2011 bis heute
Projektpartner: Nestlé Nutrition Institute
Publikationen:
Burden of micronutrient deficiency in the Philippines(PDF 1,5 MB)
Burden of iron deficiency anemia in India(PDF 922,7 KB)
Cost-Effectiveness of Price Subsidies on Fortified Packaged Infant Cereals in Reducing Iron Deficiency Anemia in 6-23-Month-Old-Children in Urban India
Weiterbildung:
Im Rahmen des CAS Gesundheitsökonomische Evaluationen und HTA werden die Datenlage und die Informationen zur Lebensqualität erarbeitet und analog Gesundheitskosten evaluiert.
Im Rahmen des WBK/CAS Evidenzgrundlagen für Gesundheitsökonomie werden die Krankheitskostenmodelle erarbeitet und analog die effizientesten Interventionen evaluiert.