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Bericht Praxistag Frühlingssemester 2024

Bericht über den ZKM Praxistag im Kindermuseum Creaviva und Zentrum Paul Klee in Bern - Thierry Jaquemet

Am 31. Mai 2024 fand der gemeinsame Praxistag der beiden CAS-Klassen «Kulturpolitik und Kulturförderung» sowie «Kulturmarketing und Kulturvermittlung» statt. Dazu begaben wir uns nach Bern ins Zentrum Paul Klee. Der abwechslungsreiche Ausflug stand ganz im Zeichen der Kulturvermittlung und kulturellen Teilhabe. Neben Berichten aus der Museumspraxis freuten wir uns auch auf einen kulturpolitischen Input.

Gemeinsam kreativ werden im Kindermuseum Creaviva

Empfangen wurden wir zum Auftakt im Kindermuseum Creaviva vom designierten Leitungsduo, Katja Lang und Beat Emanuel Glarner. Abgestimmt auf die jeweilige Sonderausstellung im Zentrum Paul Klee können kleine und grosse Besucher:innen in der lichtdurchfluteten Halle des Creaviva ihre Kreativität ausleben. Die sorgfältig kuratierten und kostenlosen Angebote laden ein, sich auf spielerische Weise mit im Fokus stehenden Werken der aktuellen Ausstellungen auseinanderzusetzen. In unserem Fall vermittelten ein an einen Stadtplan erinnernder Rasterteppich, Skulpturen aus immer wieder neu arrangierbaren Leitungsrohren und ein ständig erweiterbares Netz aus über 6000 Büroklammern die Auseinandersetzung der amerikanischen Künstlerin Sarah Morris mit Architektur, Netzwerken und Systemen.

Selbst gestalterisch tätig wurden wir in einem der drei Ateliers. Hier finden Vermittlungsworkshops für Schulklassen oder Arbeitsgruppen statt, die wiederum mit aktuellen Ausstellungen zusammenhängen und deren Themen monatliche wechseln. Wir färbten Hintergründe mit abgeschliffenem Farbstiftstaub, über die wir dann ein Netzmuster legten. Der erzeugte Effekt erinnert an auf Wasseroberflächen reflektiertes Licht, wie man es beispielsweise bei Pools beobachten kann. Die Pools in den Gärten kalifornischer Villen sind für Morris der Ausdruck von Reichtum und Luxus.

 

Teilhabe und Partizipation von Anfang an mitdenken

Im Anschluss orientierte uns Eva Grädel, Leiterin Partizipation & kulturelle Teilhabe am Zentrum Paul Klee, über partizipative Ansätze und Elemente innerhalb der Ausstellungen des Museums. Diese werden am Zentrum Paul Klee jeweils schon während der Konzeption in Zusammenarbeit mit den zuständigen Kurator:innen geplant. Auf Nachfrage einer Studentin wurde erläutert, dass Besucher:innen länger in Ausstellungen mit partizipativen Elementen verweilen als in solchen ohne. Erwachsene bringen ausserdem häufiger ihre Kinder mit – obschon Kinder letztlich weniger stark damit interagieren als Erwachsene.

Partizipative Museumspraxis entdecken: Kosmos Klee. Die Sammlung

Als weiteres Beispiel für kulturelle Teilhabe berichtete uns Eva Grädel von einer Gruppe, die sich regelmässig im Zentrum Paul Klee trifft, um gemeinsam eine Werkanalyse eines selbstgewählten Kunstwerks durchzuführen. Das Kunstmuseum tritt damit seine Deutungshoheit an die Besucher:innen ab, bleibt jedoch in einer begleitenden Rolle involviert. Zum Beispiel unterstützen die Museumsmitarbeitenden in Absprache bei der Werkauswahl, moderieren die Gruppendiskussion und liefern bei Bedarf kunsthistorische Hintergrundinformationen. Dies sind Aufgaben, die Laien aus zeitlichen und fachlichen Gründen nicht wahrnehmen können oder wollen. Partizipation sei keine Anarchie, merkte Grädel augenzwinkernd an. Grädel zeigte sich deswegen überzeugt, dass im Sinne einer „kuratierten Partizipation” immer Bedarf nach Fachpersonal bestehen wird. Sie wies ausserdem darauf hin, dass vom Publikum vorgeschlagene Partizipationsmöglichkeiten auf regeres Interesse stossen als vom Museum initiierte – unabhängig davon, wie innovativ sie sind. Gemeinsam mit Eva Grädel, wagten wir uns dann in der Ausstellung «Kosmos Klee» selbst an eine solche moderierte Werkanalyse – mit spannenden Ergebnissen.

Das Projekt «paul&ich» – ein Austausch auf Augenhöhe

An diesem Punkt waren wir hungrig. Das warme Mittagessen im benachbarten Restaurant Schöngrün schätzten wir an diesem regnerischen und windigen Tag ganz besonders. Auf dem Weg in das Restaurant konnten wir einen Blick auf den Garten werfen, der unter dem knackig-frischen Titel «paul&ich» ein weiteres Partizipationsprojekt des Zentrums Paul Klee darstellt: ein Ansatz, aus dem Gebäude mit seinem organischen Wellendach herauszugehen und mit den Menschen in umliegenden Quartieren in Kontakt zu treten. Viele vertiefende Informationen zum Projekt «paul&ich» erhielten wir dann nach der Mittagspause in einem weiteren Referat von Eva Grädel. Offen für die Fragen der Studierenden sprach sie mit uns über die Chancen aber auch Herausforderungen dieses partizipativen Pilotprojektes.

Die kulturpolitische Karriere kultureller Teilhabe

Den letzten fachlichen Beitrag leistete Dr. Stefan Koslowski, der sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Sektion Kultur und Gesellschaft am Bundesamt für Kultur mit der Umsetzung der UNESCO-Konvention zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes und mit kultureller Teilhabe beschäftigt. Er lässt sich bei seiner Arbeit gerne vom Kredo leiten: «Teilen, Teil nehmen, Teil geben, Teil haben, Teil werden, Teil sein!» In Projekten kultureller Teilhabe sei ein feines Abwägen zwischen dem Entstehungsprozess und dem Endprodukt vonnöten, meinte er, und erläuterte uns dies anhand kulturpolitischer Teilhabezielsetzungen und des komplexen Spektrums kultureller Teilhabe. Dabei verschwieg er uns nicht, dass Teilhabe immer auch eine Herausforderung für alle Beteiligten sei.

Insgesamt bot der Praxistag uns angehenden Kulturmanager:innen einen wertvollen Einblick in die Vermittlungsarbeit eines Museums, das den Themen Partizipation und kulturelle Teilhabe viel Platz einräumt. Weil sie der Bund unter dem Begriff «Kulturerbe als lebendiges Gedächtnis» zu einem Schwerpunkt in der Kulturbotschaft 2025-2028 macht, werden uns die Themenfelder auch über unseren Studiengang hinaus weiter begleiten.

 

Das ZKM-Team bedankt sich herzlich bei Thierry Jaquemet, Student im MAS Arts Management, für den anschaulichen Praxisbericht!

 

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