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School of Management and Law

Bericht ZKM-Praxistag Herbstsemester 2024

Praxistag der Teilnehmenden des CAS Cultural Entrepreneurship und CAS Kulturbetriebsführung zum Thema «Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb: Fokus Diversität, Diskriminierung und faire Löhne in den Darstellenden Künsten»

Am Freitag, 29. November 2024, begann der Praxistag in der einladenden Atmosphäre des Café Sphères im Zürcher Industriequartier West. Bei Kaffee, Gipfeli und Obst wurden wir von Dr. Svenia Schneider-Wulf und Prof. Dr. Leticia Labaronne im RAUM 68 empfangen. Die Vorfreude auf den gemeinsamen Tag sowie das Wiedersehen von Studierenden und Alumni sorgte von Beginn an für eine heitere und positive Stimmung – der ideale Auftakt für einen Tag voller spannender Impulse, lebhaftem Austausch und praxisnaher Einblicke in die soziale Nachhaltigkeit der Kultur.

Diversität als gesellschaftliche Verantwortung

Der erste Programmpunkt führte uns zu Yuvviki Dioh, Agent*in für Diversität am Schauspielhaus Zürich, die uns in das Themenfeld Diversität, Diskriminierung und diversitätsorientierte Organisationsentwicklung einführte. Sie stellte zu Beginn die zentrale Frage: Warum sollten Kulturinstitutionen sich mit Diversität beschäftigen? Sie betonte, dass es unerlässlich sei, strukturelle Ungerechtigkeiten wie Rassismus und Sexismus aktiv anzugehen und Diversität als Querschnittsthema in die gesamte Institution zu integrieren. Grundlage dafür sei ein gemeinsames Verständnis von Diversität, um wirksame Massnahmen und Strategien zu entwickeln.

Schnell wurde klar, dass die Förderung von Diversität und sozialer Nachhaltigkeit komplex ist und eine kontinuierliche Auseinandersetzung sowie tiefgreifende Veränderungen auf allen Ebenen einer Institution erfordert. Besonders relevant sind dabei die drei Ps – Programm, Publikum und Personal – die jeweils spezifische Herausforderungen mit sich bringen und kreative Lösungsansätze erfordern. Yuvviki schloss ihr anregendes Referat mit der Antwort auf die eingangs gestellte Frage, warum Diversität für Kulturinstitutionen relevant ist: Sie tragen eine gesellschaftliche Verantwortung, die über ihr unmittelbares Wirken hinausgeht.

Nach diesem impulsgebenden Referat machten wir uns auf den Weg zur Mittagspause im lichtdurchfluteten Wintergarten des Café Sphères. Gut gestärkt führte uns ein kurzer Spaziergang zu den Spielstätten im Schiffbau des Schauspielhauses Zürich, wo uns eine Führung hinter die Kulissen erwartete.

Einblicke hinter die Kulissen des Schiffbau

Begleitet von Yuvviki wurden wir in der Eingangshalle des Schiffbaus – einer denkmalgeschützten Industriehalle – herzlich von Barbara Higgs, Leiterin Fundraising und Development am Schauspielhaus Zürich, empfangen. Ein kurzer Rückblick auf die Geschichte des Gebäudes zeigte, wie die architektonischen und infrastrukturellen Anforderungen der ehemaligen Industriehalle an die heutigen Bedürfnisse der Theaterproduktion angepasst wurden.

Die Führung startete in der Theaterhalle, wo uns ein Einblick in die Vorbereitungen der Generalprobe für das Stück Louise von Martin Zimmermann bot. Anschliessend wurden wir in zwei Gruppen von Barbara und Yuvviki durch die hellen und grosszügigen Werkstätten, in denen Bühnenbilder und Kostüme für die Stücke des Hauses gefertigt werden, geführt. Der Blick hinter die Kulissen ermöglichte uns, die vielfältigen Komponenten zu verstehen, die im Theaterbetrieb ineinandergreifen und mit Präzision sowie Hingabe umgesetzt werden. In der hochkarätigen Führung wurden, insbesondere im Fundus, immer wieder eindrucksvoll Bezüge zum Thema Diversität und Diskriminierung hergestellt und durch praxisnahe Beispiele veranschaulicht, wie diese Aspekte in den Arbeitsalltag integriert werden.

Nach der Führung kehrten wir ins Café Sphères zurück, wo uns eine kurze Pause mit Kaffee und Kuchen neue Energie für den Nachmittag gab. Dieser nahm die Förderdimension und die wissenschaftliche Perspektive der sozialen Nachhaltigkeit sowie des «Fair Pay» in den Blick.

Soziale Nachhaltigkeit auf Ebene der Kulturförderung

Saima Linnea Sägesser, Leiterin von m2act, beleuchtete für uns die Perspektive der Kulturförderung im Kontext der Nachhaltigkeit. M2act, das Förder- und Netzwerkprojekt des Migros-Kulturprozent, unterstützt mit bis zu 400.000 CHF jährlich ko-kreative Initiativen für eine nachhaltige Praxis in den Darstellenden Künsten in der Schweiz. Mit der m2act Förderung sollen eine faire Praxis, ein offener Wissenstransfer, nachhaltige Strukturen und kulturelle Ko-Kreationen in den darstellenden Künsten bewirkt werden. In ihrem Vortrag stellte uns Saima ausgewählte geförderte Projekte aus den Bereichen ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit sowie an deren Schnittstellen vor und vermittelte dadurch einen lebendigen Eindruck von der Vielfalt der Themen. Die Beispiele reichten von reflector, einer Initiative zur Entwicklung eines Green Guide – einer Anleitung für nachhaltige Kulturpraxis in den darstellenden Künsten bis hin zum Female Act Kalkulator, einem Online-Rechner, mit dem die Kosten für Kinderbetreuung ausserhalb institutioneller Strukturen berechnet werden können.

Lohnstudie freie Kulturszene Schweiz

Im Anschluss an Saimas Präsentation stellten Fabienne Schmidli und Riccardo Giacomello vom Zentrum für Kulturmanagement die von m2act geförderte Lohnstudie freie Kulturszene Schweiz vor, die in Zusammenarbeit mit der Dampfzentrale Bern durchgeführt wurde. Die Erhebung widmet sich den Arbeitsbedingungen und der Einkommenssituation des Backoffice-Personals in der freien Kulturszene mit dem Ziel, eine Gehaltstabelle für kaufmännische Leitungen in Kulturzentren der freien Szene zu entwickeln. Die Ergebnisse der Erhebung zeigen, dass Führungs- und Personalverantwortung, der Tätigkeitsbereich sowie die Berufserfahrung die entscheidenden Einflussfaktoren für die Lohnhöhe darstellen. Gleichzeitig kämpfen viele Betriebe mit knappen Budgets, wodurch Gehälter nur unzureichend an die steigenden Lebenshaltungskosten angepasst werden können. Die Lohntabelle soll als fundierte Datengrundlage für weitere Nachforschungen und Diskussionen dienen, um die Lohn- und Arbeitssituation in der freien Kulturszene noch besser zu verstehen und auf ihre Verbesserung hinzuwirken.

Der Tag endete mit einer lebhaften Diskussion, in der die Teilnehmenden gemeinsam mit den Referierenden und dem Forschungsteam die Ergebnisse der Studie sowie die Weiterentwicklung der Arbeitsbedingungen und der sozialen Nachhaltigkeit in der Kultur reflektierten. Der Praxistag bot wertvolle Einblicke und regte zu einer vertieften Auseinandersetzung mit der Diversität und sozialen Nachhaltigkeit in den Darstellenden Künsten an.