Alumnus Simon Brun
Simon Brun erwarb als erster Absolvent des ZHAW Bachelorstudiengangs Wirtschaftsrecht im Jahr 2011 das Anwaltspatent. Gemeinsam mit einem Partner gründete er 2014 in Zürich eine eigene Anwaltskanzlei mit der Spezialisierung auf Strafrecht.
Interview
Herr Brun, Sie sind selbständiger Anwalt. Bitte beschreiben Sie uns Ihren beruflichen Werdegang.
Simon Brun: Ursprünglich habe ich eine Mediamatiker-Lehre absolviert und war danach während zwei Jahren als Informatiker für ein IT-Sicherheitsunternehmen tätig. Ich begann dann ein Betriebsökonomie-Studium an der ZHAW. Bereits nach einem halben Semester merkte ich, dass mich die Rechtsfächer am meisten interessieren. Glücklicherweise schuf die ZHAW zu diesem Zeitpunkt den eigenständigen Studiengang Wirtschaftsrecht und ich konnte das Studienfach wechseln. 2006 schloss ich den Bachelor ab und zusammen mit weiteren gleichgesinnten Absolventinnen und Absolventen bemühte ich mich an verschiedenen Universitäten um die Zulassung zum Master of Law. Die Universität Luzern war eine der wenigen, die zu diesem Zeitpunkt bereits auf das Bologna-System umgestellt hatte und deshalb in der Lage war, uns aufzunehmen. Wir waren sozusagen die Pioniere auf diesem Weg.
Während des Studiums an der Universität Luzern arbeitete ich als wissenschaftlicher Assistent an der ZHAW. 2009 schloss ich den Master of Law an der Universität Luzern ab und absolvierte danach das Anwaltspraktikum bei der CMS von Erlach Partners AG, einer grossen Wirtschaftskanzlei in Zürich. Anschliessend legte ich die Anwaltsprüfung im Kanton Zürich ab und ging danach als Anwalt für zwei Jahre zurück zu CMS. 2014 machte ich mich dann selbständig, zusammen mit einem Kollegen, den ich bei CMS kennengelernt hatte. Unsere Kanzlei ist auf Strafrecht spezialisiert. Seit 2016 unterrichte ich zudem Strafrecht im Bachelorstudiengang Wirtschaftsrecht der ZHAW. Diese Aufgabe bereitet mir ebenfalls grosse Freude.
Simon Brun
- schloss 2006 das Studium Wirtschaftsrecht an der ZHAW School of Management and Law ab
- absolvierte den Master of Law an der Universität Luzern und erwarb das Anwaltspatent des Kt. Zürich
- war Substitut und Rechtsanwalt bei CMS von Erlach Partners AG, Zürich
- ist heute selbstständiger Rechtsanwalt bei Brun & Forrer, Zürich
Was haben Sie aus dem Studium mitgenommen? Welche Erinnerungen sind Ihnen geblieben?
Simon Brun: In Erinnerung sind mir neben meinen Kommilitoninnen vor allem Dozierende, die mich für das Recht begeistern konnten. Durch ihre Praxisbeispiele aus dem echten Leben wurde die schwarz-weisse Theorie bunt und greifbar. Ausserdem profitiere ich vom interdisziplinären Charakter meiner Ausbildung. Für Fälle im Wirtschaftsstrafrecht hilft es mir, dass ich eine Bilanz lesen kann und wirtschaftliche Zusammenhänge verstehe. Aber auch die Übungen zum juristischen Schreiben sind mir noch in Erinnerung, wenn ich meinen Mandantinnen und Mandanten die juristische Fachsprache erkläre oder Plädoyers vorbereite.
«Inzwischen rekrutieren Anwaltskanzleien auch aktiv Absolventinnen und Absolventen der ZHAW, da diese gut ausgebildet sind, vernetzt denken und Berufserfahrung mitbringen.»
Simon Brun
Wie gelang Ihnen der Berufseinstieg nach dem Studium?
Simon Brun: In die Anwaltstätigkeit führt ein vordefinierter Einstieg. Man absolviert ein Praktikum (Substitut) an einem Gericht oder in einer Kanzlei. Da ich als Anwalt tätig sein wollte, stand für mich das Praktikum in einer Kanzlei im Vordergrund. Im Rahmen eines Events, den der Zürcher Anwaltsverband organisierte, konnte ich Gespräche mit verschiedenen Kanzleien führen. Mir wurden viele Fragen zu meinem – damals noch unbekannten – Werdegang gestellt, erfreulicherweise erhielt ich positive Resonanz. Ich entschied mich, das Praktikumsjahr bei CMS zu absolvieren, da ich dort die Möglichkeit hatte, in verschiedenen Teams zu arbeiten und so verschiedene Fachbereiche kennenzulernen. Bereits am ersten Tag wurde ich ins kalte Wasser geworfen, aber das geht allen so. Wichtig ist, dass man sich auf das Werkzeug, dass einem im Studium mitgegeben wurde, besinnt, auch wenn man sich ins materielle Recht und den Sachverhalt erst einarbeiten muss. Man darf sich nur nicht abschrecken lassen.
Wie sieht Ihr Alltag heute aus?
Simon Brun: Meine Arbeitstage sind abwechslungsreich. Es kann sein, dass ich zum Beispiel einen Tag im Büro geplant habe, um Akten zu studieren, Rechtschriften zu erarbeiten oder Recherchen durchzuführen. Dann werde ich kontaktiert, weil jemand verhaftet wurde und ich die Person verteidigen soll. Ich bespreche mich dann mit dem Klienten oder der Klientin im Gefängnis bzw. der Abstandszelle und nehme an seinen bzw. ihren Befragungen durch die Polizei und Staatsanwaltschaft teil. Falls irgendwie möglich, versuche ich ihn oder sie frei zu bekommen. Dafür verhandle ich mit der Staatsanwaltschaft oder plädiere vor dem Zwangsmassnahmengericht. An anderen Tagen führe ich zum Beispiel Besprechungen mit Mandantinnen und Mandanten, begleite sie zu wichtigen Terminen oder entwickle Verteidigungsstrategien für das Strafverfahren. Gerichtstermine habe ich bloss etwa einen bis zwei pro Monat, da die meisten Strafverfahren heutzutage nicht mit einer Hauptverhandlung vor Gericht enden.
Was unsere Kanzlei auszeichnet, ist der regelmässige Austausch im Team, welches aus uns Partnern und einem angestellten Anwalt besteht. Wir pflegen das 4-Augen-Prinzip und entsprechend sind beispielsweise an der Ausarbeitung von Eingaben an Behörden immer zwei Anwälte beteiligt. Insbesondere in grossen Wirtschaftsstraffällen arbeiten wir eng im Team. Dies ist eine Qualitätsmassnahme und bringt unseren Mandanten und Mandantinnen einen echten Mehrwert.
Was möchten Sie Studierenden und Studieninteressierten mitgeben?
Simon Brun: Wenn einen die Anwaltstätigkeit reizt, wenn man sich gerne für Interessen anderer einsetzt, dann soll man diesen Weg verfolgen. Der Bachelor Wirtschaftsrecht ist dafür eine sehr gute Grundlage. Ich habe mich nie unterlegen gefühlt und war genauso gut vorbereitet wie Universitätsabgängerinnen und -abgänger. Inzwischen rekrutieren Anwaltskanzleien auch aktiv Absolventinnen und Absolventen der ZHAW, da diese gut ausgebildet sind, vernetzt denken und Berufserfahrung mitbringen.
Bachelor in Wirtschaftsrecht
Abschluss: Bachelor of Science (BSc) ZHAW in Wirtschaftsrecht
Studienleistung: 180 ECTS-Credits (1 ECTS entspricht ca. 30 Stunden Aufwand für das Studium)
Dauer: 6 Semester (Vollzeit), 8 Semester (Teilzeit)
Studienbeginn: Mitte September (KW 38)
Unterrichtsort: Winterthur
Unterrichtssprache: Deutsch und Englisch
Studiengebühr: CHF 720.- pro Semester + zusätzliche Aufwände rund ums Studium
Weiterführende Studiengänge: Master of Science in Management and Law