Digitaler Wandel ist neuer Schwerpunkt in der Kulturbotschaft 2021–2024
In der Kulturbotschaft 2021–2024 legt der Bundesrat neu einen Fokus auf den digitalen Wandel in der Kulturförderung. Ein Thema, dem sich das Zentrum für Kulturmanagement bereits seit einigen Jahren intensiv in der Forschung widmet.
Aktuell werden Herausforderungen und Chancen der digitalen Kommunikation für Kulturschaffende, Kulturkommunikatorinnen und –vermittler erforscht. Dies im Rahmen des von der Internationalen Bodenseehochschule (IBH) geförderten Projektes «Digitale Kommunikationsstrategien für den Kultursektor der Bodenseeregion. Gemeinsam mit Entscheidungstragenden aus der Kulturpolitik werden zum Abschluss dieses Projektes noch in diesem Sommer konkrete Handlungsoptionen zur Gestaltung einer digitalen Kommunikationsstrategie für die Bodenseeregion diskutiert und validiert.
Auch in dem im Januar 2020 gestarteten IBH-Projekt «Cultural Mapping 4.0 – Neue Wege zur Stärkung der kulturellen Identität der Bodenseeregion» wird auf den digitalen Wandel gesetzt. Auf der Plattform «Cultural Mapping Project Lake Constance» werden interaktive Webinhalte bestehend aus Texten, Karten und weiteren Medien veröffentlicht, die zum einen dem Standortmarketing und zum anderen auch Stakeholdern aus der Kultur als Planungs- und Entscheidungstool dienen sollen.
Inhaltlich anschlussfähig bleibt die ZKM-Forschung auch im Hinblick auf die zentralen Handlungsachsen der neuen Kulturbotschaft, bei denen auf Kontinuität gebaut wurde. Die drei bisherigen strategischen Handlungsachsen der Kulturpolitik des Bundes – kulturelle Teilhabe, gesellschaftlicher Zusammenhalt sowie Kreation und Innovation – werden beibehalten.
So befasst sich das ZKM-Team zum Beispiel im Rahmen des ZHAW Forschungsschwerpunkts «Gesellschaftliche Integration» mit dem Projekt «Diversität und Kultur: Integrationspotenziale von partizipativen Kulturorten und –projekten» kritisch mit dem aktuellen Integrationsdiskurs sowie Implikationen für Kulturmanagement und Kulturpolitik.
Weitere Projekte sind bereits in Planung – wir freuen uns auf spannende kulturpolitische Themen in der Forschung und auf einen regen Austausch zur neuen Kulturbotschaft 2021-2024 mit den Teilnehmenden unseres MAS Arts Management!
Wo ist die Evaluation? - Ein Kommentar von Dr. iur. Andrea F. G. Raschèr, Lehrbeauftragter für Kulturrecht und Kulturpolitik
Die aktuelle Kulturbotschaft ist zu begrüssen. Das System, die Schwerpunkte der Bundeskulturförderung alle vier Jahre festzulegen, ist richtig. So ist eine längerfristige Planung möglich und die Beitragsempfänger und Beitragsempfängerinnen haben eine grössere Sicherheit für ihre Vorhaben oder Institutionen.
Ein Vergleich mit der letzten Kulturbotschaft zeigt, dass die grossen Linien weitergeführt werden mit einem stärkeren Einbezug der Digitalisierung. Dies erlaubt es, die einzelnen Schwerpunkte weiter zu entwickeln und zu vertiefen und an die neuesten Entwicklungen anzupassen.
Zur aktuellen Kulturbotschaft gäbe es «1001 Ding» zu sagen. Ein Aspekt soll vorliegend herausgepickt werden: Die bisherigen Massnahmen sollten evaluiert werden. Doch es fehlt eine nachvollziehbare Evaluation in der Kulturbotschaft. Problematisch wird es, wenn die Kantone, die nicht nur die Kulturhoheit in der Schweiz haben, sondern auch einen Löwenanteil an die Kulturförderung beitragen, die Qualität und Wirksamkeit mancher Programme des Bundes in Zweifel ziehen bzw. befürchten, dass sie später für deren Kosten aufkommen müssen, obwohl die Programme nicht ihren Qualitätsmassstäben entsprechen. Ob dies gerechtfertigt ist oder nicht, würde eine sorgfältige Evaluation darlegen. Solange dies nicht geschieht, steht der Verdacht im Raum, dass der Bund nicht überall so genau weiss, warum er wofür welche Mittel spricht.
Das sollte sich ändern: Es braucht in der nächsten Kulturbotschaft eine nachvollziehbare Evaluation.