Drei Fragen an Marcus Wunsch, Studienleiter des CAS Blockchain & Decentralized Finance
Im Interview mit Dr. Marcus Wunsch, Leiter unseres CAS Blockchain & Decentralized Finance tauchen wir ein in die spannende Welt der Blockchain-Technologie, der dezentralen Finanzierung (DeFi) und deren Auswirkungen auf die Finanzlandschaft der Schweiz.
Marcus Wunsch ist ein geschätzter Dozierender und Forscher an unserem Institut für Wealth und Asset Management. Seine Forschungsexpertise erstreckt sich über quantitative Investmentstrategien, Risk Management, Financial Engineering und Decentralized Exchange. Mit mehreren Jahren praktischer Erfahrung als Investment Analyst bei der UBS und als Senior Portfolio Manager bei Quantica Capital bringt er wertvolle Einblicke aus der Finanzwelt in seine Dozierenden- und Forschungstätigkeit ein. Als Studienleiter des CAS Blockchain & Decentralized Finance verantwortet er die Konzeption und Entwicklung dieses neuen Weiterbildungsprogramms. Im Gespräch gibt er uns einen Einblick in die in die Welt der Kryptowährungen und Entwicklung des dezentralen Finanzwesens in der Schweiz.
Kannst du Beispiele aus der Praxis nennen, wie Blockchain-Technologie dezentrale Finanzsysteme ermöglicht?
In den letzten Jahren haben Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum erheblich an Bedeutung gewonnen, was sich auch in ihrer rapide steigenden Marktkapitalisierung widerspiegelt. In den letzten Monaten verzeichnete der Kryptomarkt eine weitere beeindruckende Entwicklung: Dezentralisierte Finanzsysteme (Decentralized Finance oder DeFi) schaffen ein zunehmend vielfältiges Finanzökosystem, das ohne zentrale Vermittler oder Intermediäre auskommt. Über DeFi-Plattformen können beispielsweise Kredite aufgenommen werden, indem Kryptowährungen als Sicherheit hinterlegt werden. Die Kreditvergabe erfolgt dabei direkt zwischen den Teilnehmern, die dafür Zinsen erhalten. Wichtige Beispiele sind hier etwa Uniswap, eine Dezentrale Börse (Decentralized Exchange, oder kurz «DEX») und Aave, eine Plattform für dezentrale Kreditaufnahme und -vergabe. Uniswap hatte im Oktober 2023 ein Handelsvolumen von 25,6 Milliarden USD, während sich die auf Aave vergebenen Kredite aktuell auf 2,8 Milliarden USD belaufen.
Die Schweiz ist für ihren starken Finanzsektor und ihr regulatorisches Umfeld bekannt. Wie siehst du die Chancen, dass dezentrale Finanzsysteme zu einem etablierteren und akzeptierten Teil der Finanzlandschaft in der Schweiz werden?
Einerseits hat die Schweiz als eines der ersten Länder gesetzliche Rahmenbedingungen für die Blockchain-Technologie geschaffen, was auch die Vergabe von FINMA-Banklizenzen an zwei Kryptobanken in der Schweiz ermöglichte. Andererseits könnte gerade die Vormachtstellung der etablierten Finanzdienstleister das Innovationspotenzial der ursprünglichen Decentralized Finance in der Schweiz hemmen.
Wie passen sich traditionelle Finanzinstitute in der Schweiz an die Entwicklung und Einführung von Blockchain- und dezentralen Finanztechnologien an und beteiligen sich daran? Welche Rolle spielen deiner Meinung nach diese Institutionen bei der Gestaltung der Zukunft dieser Innovationen in der Schweiz?
Die SIX bietet mit der SIX Digital Exchange (SDX) eine führende Börse für digitale Assets an, wo auch die Tokenisierung von traditionellen Anlagen vorangetrieben wird. Erwähnenswert ist auch die Tokenisierung von Kunst, einer typischen illiquiden Anlageklasse, durch die Sygnum Bank. Insgesamt birgt in diesem Zusammenhang die sogenannte Institutional Decentralized Finance, die etwa die Abwicklung von Transaktionen stark vereinfachen könnte, grosses Potenzial für traditionelle Finanzinstitute und den Schweizer Finanzplatz.
Die Kryptowelt und das dezentrale Finanzwesen (DeFi) sind in ständiger Evolution. Die Finanzbranche durchläuft einen tiefgreifenden Wandel, und digitale Währungen sind dabei Vorreiter dieser Transformation. Mit unserem CAS Blockchain & Decentralized Finance bleiben Sie auf dem neuesten Stand und erlangen die Kompetenz, diese Technologien effektiv und sicher anzuwenden.