Eduwo: Neue Website schafft Orientierung bei der Studienwahl
Angebote online bewerten und vergleichen: Was es für Reisen, Versicherungen oder andere Dienstleistungen längst gibt, ist nun auch für die Studienwahl möglich. Auf eduwo.ch bewerten Studierende, Absolventinnen und Absolventen ihr Studium. Zum Team hinter der Plattform zählen die SML-Absolventen Lukas Huber und Raphael Tobler.
Raphael Tobler, Absolvent des Bachelorstudiengangs Betriebsökonomie an der SML, kann seine Begeisterung kaum verbergen, wenn er von der Internetplattform spricht, die er gemeinsam mit drei Kollegen aufgebaut hat. Eduwo.ch ist seit einigen Monate online und soll bis im Sommer laufend ausgebaut werden: «Anfang März erfolgte das letzte Release mit zahlreichen Zusatzfunktionen.» Eduwo funktioniert ähnlich wie Tripadvisor, nur dass ausschliesslich Bachelor- und Masterstudiengänge von Schweizer Hochschulen bewertet werden können. «Die Idee dazu hatten wir bereits im Sommer 2015. Damals haben meine Geschäftspartner und ich unsere Geschäftsideen gesammelt und systematisch geprüft. Rasch war klar, dass es auch im Bereich Studium ein Bedürfnis nach Online-Bewertungen gibt, das bisher nicht zufriedenstellend abgedeckt wird.»
Schaufenster für Hochschulen
Studierende und Ehemalige können auf eduwo.ch ihren Studiengang bezüglich Lerninhalte, Dozierenden, Ausstattung und Organisation der Hochschule sowie Rahmenangebot bewerten. Sämtliche Bewertungen können zudem mit persönlichen Kommentaren versehen werden. Für die Nutzer ist das Angebot kostenlos und so soll es auch bleiben. Doch wie sieht das Geschäftsmodell aus? Raphael Tobler und seine Geschäftspartner haben sich für das Businessmodell «Two-Sided Market» entschieden, mit einem «Freemium»-Angebot für Schweizer Hochschulen: Diese werden mit einem kostenlosen Basisprofil auf der Plattform vorgestellt, wer aber Zusatzfunktionen nutzen, Bilder und Broschüren hochladen und Zugriff auf die Statistiken haben will, muss dafür bezahlen. Die Jungunternehmer haben verschiedene Servicepakete geschnürt, die unterschiedlich teuer sind. «Jetzt geht es darum, die Hochschulen von unseren Leistungen zu überzeugen», so Raphael Tobler, der mitten in der Akquisitionsphase steckt. Klar ist allerdings: Attraktiv ist das Angebot für die Hochschulen nur dann, wenn die Website genügend Traffic und Bewertungen generiert. Wie stellen die Jungunternehmer das sicher? Zwar gibt es Motivierte, die von sich aus Bewertungen abgeben, es braucht aber zusätzliche Anreize: «Derzeit verlosen wir unter allen Bewertungen einen Smart-TV und ähnliche Preise soll es jeden Monat geben. Zudem sind wir in Verhandlungen mit diversen Unternehmen, um Bewertungen künftig mit Wertgutscheinen belohnen zu können.» Die Jungunternehmer planen jedenfalls langfristig: Denkbar wäre die Expansion in weitere geographische Märkte oder die Erweiterung auf Weiterbildungsangebote und andere Bildungsinstitute wie z.B. höhere Fachhochschule.
Unterstützung von allen Seiten
Wer eine eigene Firma gründet, sieht sich mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Raphael Tobler hat dank seinem Studium eine gute Ausgangslage: «Es hat mir sehr geholfen, dass ich dank meinem Studium in General Management einen sehr breiten Rucksack habe. Gerade bei der Firmengründung braucht man ein breites Wissen, da man sich um viele verschiedene Fragen wie AHV, IT oder Legal kümmern muss. Zudem hilft mir das vernetzte Denken, dass ich im Studium gelernt habe.» Falls man trotzdem mal nicht mehr weiter weiss, findet man an verschiedenen Orten Hilfe, die man in Anspruch nehmen kann: «Gerade zu Beginn hilft es, die Dienstleistungen von Gründerzentren wie IFJ oder Startup-Campus in Anspruch zu nehmen. Das kostet zwar eine kleine Gebühr, doch die Fachleute begleiten den Gründungsprozess und helfen bei kniffligen Rechtsfragen oder beim Markenschutz. Auch die ZHAW hat unter dem Label entrepreneurship@zhaw ihr Angebot für Jungunternehmer in den letzten Jahren massiv ausgebaut. Davon profitiert auch Eduwo, dass derzeit in den Büros des Runway Startup Incubator domiziliert ist. «Man erhält hier viele Infos, profitiert vom vorhanden Know-how und von Experten, welche dich coachen. Das ist extrem wertvoll und motivierend», so Raphael Tobler. «Speziell motivierend war die Unterstützung von Jacques Hefti und Nicolas Gehrig, die sehr interessiert sind und immer mit Rat und Tat zur Seite stehen.» Auch für die Finanzierung von Startups gibt es zahlreiche Möglichkeiten, doch davon hat das Team von Eduwo bisher keinen Gebrauch gemacht. «Bislang haben wir alles selbst finanziert.»
Den Sprung wagen
«Die grösste Herausforderung war es, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen», so Raphael Tobler. Doch irgendwann kommt der Moment, an dem man es wagen und Kollegen mit ins Boot holen muss. «Auch wenn man vielleicht ein paar Tausend Franken verliert, man lernt extrem viel. Vielleicht merkt man auch, wenn man seine Idee weiterentwickelt, dass sie sogar noch besser ist, als zunächst angenommen. Überhaupt: Die Idee, die man am Anfang hat, ist selten jene, die man am Schluss so umsetzt. Man muss seine Idee den Bedürfnissen der Kunden anpassen. Sehr wichtig ist, dass man auf andere Leute hört. Auch wenn man gelegentlich das Gefühl hat, diese erzählen Quatsch. Vielleicht stellt man später fest, dass es gar kein Quatsch war.» Am besten sei es jedenfalls, einfach mal anzufangen und mit kleinem Aufwand und kreativen Massnahmen etwas zu versuchen. «So merkt man relativ schnell, ob Potenzial vorhanden ist.» Studierenden, die mit dem Gedanken spielen, ein Startup zu gründen, rät Raphael Tobler, im Studium gut aufzupassen. «Vieles was für den Aufbau einer Firma wichtig ist, wird dort vermittelt. Wer nicht aufpasst, muss dieses Wissen nachträglich nochmals aufarbeiten. Zudem gibt es innerhalb der ZHAW viel Know-how, das man anzapfen kann.»
Auskunft: Raphael Tobler, Tel. 079 278 32 94, Eduwo