Emissionsintensive Unternehmen aus dem Portfolio ausschliessen?
Wer in ein Unternehmen mit hohen Treibhausgasemissionen investiert, geht damit ein erhebliches Risiko ein. Es muss damit gerechnet werden, dass regulatorische Veränderungen, z.B. eine CO2-Abgabe oder sogar ein Verbot, die Rentabilität der Investition untergraben. Dieses Risiko kann eliminiert werden, indem emissionsintensive Unternehmen aus dem Portfolio ausgeschlossen werden.
Aber erzielt man damit auch eine Wirkung? Tut man etwas fürs Klima? Die Antwort lautet: Es kommt auf das Unternehmen an und darauf, ob das jeweilige Geschäftsmodell mit geringeren Treibhausgasemissionen noch überzeugend oder möglich ist. Falls eine Transformation nicht glaubwürdig oder unrealistisch ist, kann eine Ausschlussstrategie der zielführende Weg sein, da das Unternehmen aufgrund von Kapitalmangel langfristig Schwierigkeiten haben wird, seinen Marktanteil zu halten.
Gleichzeitig zeigen Forschung und Praxis aber zunehmend, dass bei emissionsintensiven Unternehmen mit Transformationspotential ein Kapitalentzug sogar kontraproduktiv wirken kann, weil Transformationsinvestitionen häufig stark vorfinanziert sind und lange Laufzeiten haben. Somit sind attraktive Kapitalkosten für solche Investitionsentscheidungen zentral.
Impact oder Risikomanagement?
Als Investor:in sollte man sich daher darüber im Klaren sein, was mit einer Klimastrategie erreicht werden soll - Impact oder Risikomanagement. Das Verfolgen einer Impact-Strategie ist mitunter schwer mit den Klimareduktionszielen von Investor:innen und Finanzinstituten vereinbar, weil dadurch, zumindest in der kurzen und evtl. mittleren Frist, noch erhebliche finanzierte Emissionen im Portfolio verbleiben. Denn bei einer wirkungsorientierten Strategie erfolgt die CO2-Reduktion nicht durch schnell umsetzbare Portfolioumschichtungen, sondern durch die langwierige, aber reale Verbesserung der Klimabilanz bestehender Positionen. Diese Veränderung kann durch die Bereitstellung von Kapital begünstigt und durch Stewardship (Wahrnehmung von Aktionärsrechten) weiter unterstützt werden.
Die Herausforderung der Identifikation
Eine zentrale Herausforderung liegt in der Identifikation von Unternehmen mit realistischem Transformationspotential und glaubwürdiger Transformationsbereitschaft. Bisher werden von der Finanzindustrie vor allem ESG-Nachhaltigkeitsratings zur Analyse von Firmen verwendet. Diese Indikatoren sind aber in der Tendenz vergangenheits- und stark risikoorientiert. In der Klimadimension ist es zielführender, wenn Klimaziele und der Absenkpfad einer Firma analysiert und in Relation zu den eigenen definierten Zielvereinbarungen gesetzt werden. Dafür eignen sich vorausschauende Indikatoren wie verbindliche CO2-Reduktionspläne oder effektive Investitionsausgaben in Klimatechnologien deutlich besser.
-Ein Artikel von Dominik Boos, Dozent für Asset Management an der ZHAW School of Management and Law und Julia Meyer, Professorin für Sustainable Finance an der ZHAW School of Management and Law.-