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School of Management and Law

Seminar für Luganer Polizeikorps

Seit dem 1. Juli 2016 gilt im Tessin ein Verhüllungsverbot. Im Rahmen einem Seminar lernte das Polizeikorps von Lugano, wie sie das Gesetz durchsetzen, ohne arabische Gäste vor den Kopf zu stossen.

Wer sich im Tessin im öffentlichen Raum verhüllt, muss seit Anfang Juli 2016 mit einer Busse von bis zu 10‘000 Franken im Wiederholungsfall rechnen. Das gilt auch für Frauen aus arabischen Ländern. Jährliche nächtigen rund 40‘000 Gäste aus dem arabischen Raum in der Stadt Lugano. Sie sorgen für einen Umsatz von rund 19 Millionen Franken. Selbstverständlich ist der lokalen Tourismusindustrie daran gelegen, dass diese Gäste nicht durch eine resolute Durchsetzung des Verbots von Burka und Niqab vergrault werden. Gleichzeitig muss das neue Gesetz aber von allen respektiert werden. Dies zu gewährleisten ist eine Aufgabe, die Fingerspitzengefühl erfordert. Worauf ist besonders zu achten? Das lernten rund 80 Polizistinnen und Polizisten der Città di Lugano im Rahmen eines von SML-Dozent Khaldoun Dia-Eddine vom Center for Middle East & Africa Business durchgeführten Seminars. Es diente dazu, kulturelle und sprachliche Hürden zu überwinden und Zwischenfällen vorzubeugen.

«Alles hängt davon ab, wie man es sagt», ist Khaldoun Dia-Eddine überzeugt. Statt Appell oder Befehl müsse das Verbot mit Hinweis auf das geltende Gesetz ruhig und freundlich erklärt werden.

Gesichtsverlust vermeiden
In seiner Schulung führe Khaldoun Dia-Eddine die Luganeser Polizistinnen und Polizisten in die arabische Kultur und den Islam ein und gab ihnen praktische Tipps mit auf den Weg: Er betonte die Bedeutung eines diskreten Vorgehens, damit aus der Konfrontation keinen Ehr-oder Gesichtsverlust für die arabischen Gäste resultiere. Um diesen zu vermeiden und keine unerwünschten Reaktionen zu provozieren, sei es wichtig, die grundlegenden Charakteristiken der arabischen Mentalität zu verstehen. Bei Familien empfehle es sich, jeweils den Vater, also das Familienoberhaupt, auf das Verbot anzusprechen. Bei Gruppen arabischer Frauen sei es von Vorteil, wenn eine Polizistin statt eines Polizisten darauf hinweise. Wichtig sei zudem, wie dies geschehe: «Man kann direkt sein, muss das Verbot aber freundlich erklären und auf das Gesetz hinweisen,» so Dia-Eddine.

Es sei wichtig, dass die Gäste verstehen, dass es sich nicht um einen Angriff auf ihre persönliche Integrität handle, sondern um die Durchsetzung eines geltenden Gesetzes. Araberinnen und Araber hätten für gewöhnlich grossen Respekt vor Autoritäten. So musste seit Einführung des Gesetzes auch erst eine Touristin auf das Verbot aufmerksam gemacht werden. Sie nahm ihren Niqab daraufhin sofort ab und entschuldigte sich dafür, nichts vom Gesetz gewusst zu haben. So sei es wichtig, möglichst alle Elemente zu nutzen, um auf das Verbot aufmerksam zu machen. Die örtliche Tourismusindustrie hat entsprechende Flyer produzieren lassen, die in Hotels und andernorts aufliegen. Auch die Polizistinnen und Polizisten tragen solche Flyer mit sich, die in arabischer und englischer Sprache verfasst sind. Die Tessiner Nachrichtensendung «Il Quotidiano» berichtete über das von Khaldoun Dia-Eddine durchgeführte Seminar und interviewte ihn zum Thema.

Auskunft: Khaldoun Dia-Eddine, International Management Institute