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School of Management and Law

Wie nachhaltig ist meine Versicherung?

Welche Nachhaltigkeitspräferenzen private Versicherungsnehmer:innen haben, zeigt eine aktuelle Studie der ZHAW. Die Mehrheit der Versicherten kann nicht beurteilen, ob ihre Versicherung nachhaltig ist.

Im Alltag ist es häufig ersichtlich: Lebensmittel sind entsprechend ihrer Nachhaltigkeit deklariert und bei Elektroprodukten gibt das Energielabel eine Orientierung. Wie aber sieht das bei Versicherungspolicen aus? Über 40% der Befragten können nicht beurteilen, ob sich ihre Versicherung im Bereich Nachhaltigkeit engagiert. Dies zeigt die Umfrage unter knapp 1500 Personen mit Wohnsitz in der Schweiz, die von der ZHAW School of Management and Law in Zusammenarbeit mit EY und BearingPoint durchgeführt wurde. Das Vertrauen in die Versicherungen im Bereich Nachhaltigkeit ist nicht ausgeprägt und nur die wenigsten Versicherten sind bereit, für eine nachhaltige Versicherung mehr zu zahlen.

Mögliche Gründe für einen ernüchternden Status Quo

«Nachhaltigkeit ist in der Versicherung sehr abstrakt», sagt Corina Grünenfelder, Leiterin Sustainable Finance beim Audit- und Beratungsunternehmen EY. «Kunden fragen sich: Worauf muss ich achten? Dass die Rechnung elektronisch statt auf Papier versandt wird, kann ja nicht alles sein. Verstehe ich, wie die Prämien angelegt werden? Erhalte ich im Schadenfall einen ökologischeren Ersatz? Hilft mein Versicherer, mich auf Umwelt- oder soziale Veränderungen vorzubereiten?», erläutert Grünenfelder. Die Vielfalt an Themen kann verwirren. Für eine solche Diskussion sind die Kundenberater:innen meist nicht vorbereitet. «Das durchaus starke Engagement der Versicherer findet im Moment wenig Widerhall bei den Kund:innen», sagt Claudio Stadelmann, Partner beim Management- und Technologieberater BearingPoint. «Das Thema wird von spezialisierten Teams vorangetrieben, ist aber in der Breite der Organisation noch nicht angekommen». Hinzu kommt, dass die Versicherung als Teil des Finanzmarktes einen limitierten Vertrauensvorschuss bezüglich des sozialen Engagements geniesst. «Kein Wunder ist zurzeit fast niemand bereit, für eine nachhaltige Police mehr auszugeben», erklärt Stadelmann.

Soziale Themen nicht vernachlässigen

Wird von Nachhaltigkeit gesprochen, bezieht sich dies häufig auf das Klima. Die Umfrage aber zeigt, dass bei der Priorisierung der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN (SDGs) den sozialen Themen eine höhere Bedeutung beigemessen wird als Umweltthemen.

«Für Versicherer gibt es ein erhebliches Potenzial, mit dem Thema Nachhaltigkeit zu punkten. Denn eigentlich liegt Nachhaltigkeit dem Versicherungsgedanken im Sinne des sozialen Ausgleichs inne und über Generationen hinweg sehr nahe», sagt Studienleiter Lukas Stricker vom Institut für Risk & Insurance der ZHAW. Auch sollten Versicherer als Profis im Risikomanagement Möglichkeiten finden, diese Expertise mit ihrer Kundschaft zu teilen. Angebote, wie man sich vor Naturgefahren schützen oder mit ihnen besser umgehen kann, wurden in der Umfrage höher gewichtet, als Aktivitäten, die darauf abzielen, den eigenen ökologischen Fussabdruck zu verkleinern. Wichtig ist dabei auch der Schadenfall als Moment, bei dem sich das bislang virtuelle Versicherungsprodukt materialisiert. Wie wird ein beschädigtes Gut nun behandelt? Im Sinne der Kreislaufwirtschaft repariert statt ersetzt? Und wenn, wird es mit einem ökologisch höherwertigen Produkt ersetzt, auch wenn dieses mehr kostet? Hier können Versicherer in ihrer Produktgestaltung und mit ihren Vertragspartner:innen klare Akzente setzen, die bei der Kundschaft auch wahrgenommen werden, da sie einen klaren und persönlichen Bezug haben.

Nachhaltigkeit sollte eine zentralere Rolle spielen

Die Studienverantwortlichen sind sich einig, dass das Thema Nachhaltigkeit aus den Gremien und Managementebenen vermehrt an die Kundschaft getragen werden muss. »Wir stellen fest, dass Nachhaltigkeit häufig nur ein Thema im Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung von Schweizer Versicherern ist. Oder aber bei spezialisierten Teams und in der Investmentabteilung», so Lukas Stricker. «Kundenberater:innen sollten geschult werden, um die Kundschaft entsprechend beraten zu können und das Thema Nachhaltigkeit in der Versicherung präsenter zu machen.» Ein weiterer Vorschlag der Studienverantwortlichen: Die Etablierung eines Nachhaltigkeitslabels von unabhängigen Organisationen, das der besseren Orientierung für Versicherte dient.

Kontakt

Lukas Stricker, Institut für Risk & Insurance, ZHAW School of Management and Law, Telefon 058 934 74 62, E-Mail lukas.stricker@zhaw.ch

Valerie Hosp, Kommunikation, ZHAW School of Management and Law, Telefon 058 934 40 68, E-Mail valerie.hosp@zhaw.ch