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Kulturbotschaft 2025-2028: Neuausrichtung der Kulturförderung in Vernehmlassung

Noch bis zum 22. September dauert die Vernehmlassung zur kommenden Kulturbotschaft. Der Bundesrat hat darin die strategische Ausrichtung der Kulturförderung neu definiert. Das Zentrum für Kulturmanagement (ZKM) ordnet die sechs Handlungsfelder ein und hat Expert:innen dazu befragt.

Geprägt von den Auswirkungen der Covid-Pandemie auf den Kultursektor hat der Bundesrat in der Kulturbotschaft 2025 bis 2028 sechs Handlungsfelder der Kulturförderung formuliert. Die offengelegten Systemschwächen durch die Covid-Pandemie spiegeln sich unmittelbar in den Handlungsfeldern «Kultur als Arbeitswelt», «Digitale Transformation in der Kultur» und «Gouvernanz im Kulturbereich» wider. Die drei Handlungsfelder haben zum Ziel die soziale Sicherheit professioneller Kulturschaffender zu erhöhen; neue digitale und hybride Formate der Produktion, Verbreitung und Vermittlung zu fördern sowie Kooperation und Koordination im Kulturbereich sowie mit anderen Bereichen zu begünstigen.

Anne-Catherine Sutermeister, Beraterin und Lehrbeauftrage im Kulturmanagement und in der Kulturpolitik, zeigt sich erfreut über die Erkenntnisse, die aus den Erfahrungen der Covid-Pandemie gewonnen wurden, und äussert sich dazu wie folgt:

«Der Text begeistert durch seine Relevanz und seine umfassende Sicht auf die Kultur! Er zeugt von einem feinen und sensiblen Verständnis der Bedürfnisse, identifiziert zukünftige Herausforderungen und stellt somit eine Diagnose des bevorstehenden Wandels. So viel Begeisterung ist ansteckend und weckt auch neue Ideen: Wenn es um Synergien geht, sollten nicht von Anfang an Digitalisierung, Innovation und Nachhaltigkeit koordiniert werden, um Widersprüche zu vermeiden? Könnte man nicht Kreativwirtschaft mit dem materiellen und immateriellen Kulturerbe verbinden? Oder nüchtern fragen: werden die bereitgestellten Mittel den Ambitionen angemessen sein?  Was wird es zum Beispiel kosten, Künstler:innen richtig zu bezahlen und wer bezahlt? Wir sind gespannt – die Vernehmlassung läuft!»

Dr. Anne-Catherine Sutermeister, Dozentin CAS Cultural Entrpreneurship

Des Weiteren wurden vom Bundesrat die Handlungsfelder «Kultur als Dimension der Nachhaltigkeit», «Kulturerbe als lebendiges Gedächtnis» sowie «Aktualisierung der Kulturförderung» als Schwerpunkte für die Periode 2025 bis 2028 definiert. Der Bund möchte in Zukunft Massnahmen zur Unterstützung der Nachhaltigkeit im Kultursektor sowohl ökologisch als auch gesellschaftlich (Inklusion, kulturelle Teilhabe und Amateurkultur) gezielt fördern; für eine gesamtschweizerische Initiative zur Wertschätzung und Vermittlung des materiellen, immateriellen und digitalen Kulturerbes der Schweiz einstehen sowie in der Kulturförderung die Arbeitsphasen, welche der Produktion vor- und nachgelagert sind, vermehrt berücksichtigen.

Andrea F. G. Raschèr, Lehrbeauftragter für Kulturrecht sowie Geschäftsführer Raschèr Consulting, unterstützt das Zusammenspiel bewährter Praktiken und neuen Entwicklungen im Kulturförderungssystem und thematisiert dabei die wichtige Rolle evidenzbasierter, unabhängiger sowie multiperspektiver Analyse bei der Klärung der Ausgangslage und Gestaltung von Zukunftsvisionen.

«Die Kulturbotschaft verfolgt einen Weg der Kontinuität und fokussiert auf relevante Themen wie Arbeitswelt, digitale Sphäre, Nachhaltigkeit und Wandel. Sie zeigt sich vielseitig und zukunftsorientiert. Bei der «Aktualisierung des Kulturfördersystems» sollten unabhängige Instanzen die Bedürfnisse und Auswirkungen auf die Begünstigten sorgfältig überprüfen und die Ansprüche der bisher Geförderten kritisch hinterfragen. Zugleich sollte die Rolle des Publikums angemessen berücksichtigt werden. Darüber hinaus gilt es, auf die Kostenfrage zu achten. Eine solcherart umfassende Überprüfung, bei der unterschiedliche Perspektiven beachtet werden, ermöglicht eine bedarfsgerechte, solide und damit zukunftsfähige Kulturförderung. Ohne diese Überprüfungen besteht das nicht geringe Risiko, dass die versprochenen Impulse für die Kulturlandschaft ausbleiben.»

Dr. Andrea F. G. Raschèr, Dozent CAS Kulturpoltik und Kulturförderung

Ebenso spricht sich Lara Leuschen, stv. Leitung des ZKM, für die Verfolgung eines analytischen und evidenzbasierten Ansatzes aus und hebt die Bedeutung einer begleitenden Evaluation und Wirkungsmessung für die nachhaltige Verankerung der Kulturbotschaft hervor:

«Entlang der sechs Handlungsfelder sowie der dazugehörigen Massnahmen muss auch der Evaluation und Wirkungsmessung noch mehr Bedeutung beigemessen werden. Sie dienen nicht dem reinen Selbstzweck, sondern können Lernprozesse initiieren, ein tieferes Verständnis für die Wirksamkeit getroffener Massnahmen und ihrer Übertragbarkeit schaffen und somit letztlich zu einer nachhaltigen Verankerung der Erkenntnisse sowie der Kulturbotschaft im Kultursektor beitragen. Dies verlangt neben der Offenheit, evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen und allenfalls den Kurs entsprechend anzupassen, auch das ‹Commitment› zeitliche und finanzielle Ressourcen zu investieren.»

Lara Leuschen, Studienleitung CAS Kulturbetriebführung

Das ZKM befürwortet die (implizite) Berücksichtigung der kulturmanagerialen Dimension, die praktisch in allen Handlungsfeldern vorhanden ist. So beschäftigt sich das ZKM in Forschung und Beratung seit mehreren Jahren intensiv mit Themen wie Digitalisierung, Kulturelle Teilhabe und Kulturbetriebsführung. Auch die Erfahrungen, die das ZKM im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung von Transformationsprojekten im Zuge der kantonalen Covid-Hilfsmassnahmen gewonnen wurden, verdeutlichen, dass Wandel in der Kultur auch einen innerbetrieblichen Kulturwandel voraussetzt. Offen in Hinblick auf die avisierten Massnahmen der neuen Kulturbotschaft bleibt jedoch, wie dieser Wandel auf Ebene der Kulturbetriebe gefordert und gefördert wird. Daher sollte auch der kulturbetrieblichen Dimension von Gouvernanz Bedeutung zugesprochen werden. Leticia Labaronne, Leitung ZKM, unterstützt das neue Handlungsfeld der Gouvernanz in der Kulturbotschaft weist jedoch im Kontext von Kooperationen und Koordinationen mit relevanten Akteur:innen auf die mangelnde Einbindung der Hochschullandschaft, inbesondere der Forschung, hin:  

«Das neu lancierte Handlungsfeld Gouvernanz ist für den Wandel in der Kultur äusserst begrüssenswert. Neben der Erhebung zuverlässiger Kennzahlen, einem verstärkten Dialog mit privaten Akteur:innen in der Kulturförderung ist auch die gezielte Koordination mit anderen Politikbereichen ein wichtiger Faktor. Weitgehend unberücksichtigt bleibt hingegen die Frage nach einer engeren Zusammenarbeit mit der Hochschullandschaft. Letztere spielt eine entscheidende Rolle dabei, aktuelle und künftige Herausforderungen im Bereich der Gouvernanz im Kultursektor systemisch zu bewältigen.»

Prof. Dr. Leticia Labaronne, Studienleitung MAS Arts Management

Noch bis zum 22. September 2023 befindet sich die Kulturbotschaft 2025 bis 2028 in Vernehmlassung.
Weitere Informationen zur Kulturbotschaft 2025-2028 und zur entsprechenden Medienmitteilung