Die Arbeitswelten von morgen und Nachhaltigkeit im FM im Fokus
Schwerpunkte des dritten internationalen IFM-Symposiums am Institut für Facility Management in Wädenswil bildeten die beiden Themen Arbeitsplatzmanagement und Nachhaltigkeit unter dem Gesichtspunkt des «Evidence based Facility Management», d.h. des wirkungsorientierten Facility Managements. Dabei ging es insbesondere auch um die Erprobung von Technologien und Konzepten in der FM-Praxis.
Am Fachsymposium vom 5. Oktober 2018 unter dem Titel «Evidence-based Facility Management on Workplace and Sustainable FM» trafen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA und Europa mit Forschenden und Studierenden des IFM und Vertretern der Schweizer Wirtschaft zusammen. Das Spektrum der Referate reichte von der Arbeitsplatzumgebung und psychologischen Fragen, über IT-Systeme und Nachhaltigkeit bis zu energieoptimierten Lösungen für Gebäude. Vorgestellt wurden auch aktuelle Forschungsprojekte des Instituts für Facility Management am Departement Life Sciences und Facility Management der ZHAW. Am Vortag des Symposiums fanden zudem ein PhD-Workshop mit internationalen Doktorandinnen und Doktoranden und ein Besuch beim Forschungspartner EMPA NEST in Dübendorf statt.
Forschung und Nachweise unter realen Bedingungen
Der Besuch beim NEST der EMPA (Eidgenössische Material-Prüfungsanstalt) diente als Einstieg in die beiden Schwerpunkthemen «Workplace» und «Nachhaltiges Facility Management». Evidenzbasierte Forschungs- und Entwicklungsarbeit liess sich hier in diesem einzigartigen Labor live erleben. Neue Materialien, Technologien und Konzepte in der Bau- und Immobilienwirtschaft werden hier von Industriepartnern und Universitäten gemeinsam unter realen Bedingungen erforscht und vermutete Effekte bewiesen oder widerlegt. Aktuell sind beispielsweise Szenarien mit bewohnten Apartments aus recycelten und wieder rückbaubaren und recycelbaren Materialien, weiter neue Büro- und Arbeitswelten sowie ein Fitnessstudio mit Sauna, das mit einem Sechstel des üblichen Energieverbrauchs auskommt.
Forschung für die Arbeitswelten von morgen
Den Auftakt am Symposium machte die Forscherin Dr. Ying Hua von der Cornell University (USA). Sie stellte zwei Fälle von Arbeitsplatzgestaltungen vor, die die enge Wechselbeziehung zwischen der Bürogestaltung und dem Arbeitsplatzmanagement veranschaulichen. Organisationen können dadurch den Arbeitsplatz mit seinem immer grösser werdenden strategischen Wert erkennen.
Clara Weber, wissenschaftliche Mitarbeiterin im ZHAW-Institut für Facility Management, konzentrierte sich auf die Regulation der Privatsphäre am Arbeitsplatz und deren Messung. In ihrem Vortrag zeigte sie, wie Konzepte aus der Umweltpsychologie und die Analyse von Verhalten und Wahrnehmung der Mitarbeitenden die Bürogestaltung beeinflussen und zu einer besseren Gesundheit und einem höheren Wohlbefinden führen können.
Dr. Eleanor Ratcliffe vom Imperial College London (UK) sprach über regenerative Umgebungen und wie sie zu Gesundheit und Wohlbefinden beitragen können. Auf der Basis ihrer Studien zu Vogelgesang in Innenräumen kam sie zu dem Schluss, dass persönliche und kulturelle Aspekte zur Wirkung dieses besonderen Elements der Natur auf den Menschen beitragen. Dafür müssen Klanglandschaften mit der Umgebung und dem Zweck übereinstimmen.
Nachhaltigkeit im Facility Management evidenzbasiert meistern
Prof. Markus Hubbuch, Spezialist für Energie- und Gebäudemanagement im IFM und Marcel Janser, wissenschaftlicher Mitarbeiter, zeigten, wie der «Performance Gap» von Gebäuden in Zukunft durch neue Geschäftsmodelle reduziert werden kann. Angesichts der Tatsache, dass eine Vielzahl von Interessengruppen, Akteuren und Entscheidungen zu dieser Kluft beitragen, können geeignete Anreize für Energieleistungsverträge, langfristige Partnerschaften und die Berücksichtigung von Ergebnissen ausserhalb der Energieversorgung geschaffen werden. Esmir Maslesa von der University of Denmark sprach über die Bedeutung von ICT im Facility Management als starker «Möglichmacher», um die Nachhaltigkeits-Performance von Gebäuden zu steigern. Aus seiner Forschungsarbeit heraus konnte er anschaulich die Zusammenhänge von Daten, ICT-Instrumenten und Workflows aufzeigen und wie sie orchestriert werden müssen, um die gewünschten Effekte zu erreichen.
In seiner Präsentation über neue Instrumente zur Steuerung von grossen Immobilienportfolios zeigte Heinz Bernegger vom IFM, welche Rolle das Facility Management dabei zur Erreichung von Nachhaltigkeits-Zielen spielt. Transparenz und Kontinuität sind ohne wissensbasierte Instrumente kaum zu erreichen, auch nicht ohne wiederkehrende Messungen der Zielerreichung.
Prof. Dr. Ulrich Schramm von der FH Bielefeld gab einen Überblick über die Bewertung von Gebäude-Performance. In einer Fallstudie eines Universitätscampus veranschaulichte er die verschiedenen Feedbackschleifen dieses Ansatzes. Das Beispiel zeigte, dass die Idee der nutzerorientierten Bewertung auf den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes ausgedehnt werden sollte, um die besten Lösungen und Qualitäten für die Gebäudenutzer und ihre Aktivitäten zu gewährleisten.
Der Consultant Chris Havers aus Wokingham UK präsentierte einen FM-Nachhaltigkeits-Index mit 23 Dimensionen in Bezug auf Energie, Gesellschaft und Regelwerke. Dieser ermöglicht ein unternehmensweites Benchmarking und positioniert Nachhaltigkeit im FM als Teil der sozialen Verantwortung von Unternehmen.
Intensiver Austausch in Workshops
Die Inhalte der Vorträge aufgreifend, wurde am Nachmittag in vier Workshops intensiv über offene Fragen und Lösungsansätze in der Praxis diskutiert, zu den Themen «Workplace Reengineering», «Restorative Environments», «IT systems in FM and sustainable facilities management» und «Measuring sustainability in building operations».
Gastgeberin und Institutsleiterin Prof. Dr. Antje Junghans verabschiedete die Teilnehmenden mit einem Appell zur Intensivierung von internationalen Forschungsaktivitäten. Forschung trage dazu bei, fundierte Erkenntnisse zu gewinnen und vorausschauend Konzepte für zukunftsfähige Entwicklungen zu erstellen. Forschende profitierten von Theorien und Methoden, die dazu beitragen, ein vertieftes Verständnis komplexer Zusammenhänge zu gewinnen.
Der Dialog zwischen Wissenschaft, Praxis und Lehre wird vom IFM im Rahmen des IFM Day 2019 am 8. März 2019 weitergeführt, dies unter dem Titel «Management in Zeiten geforderter Customer Happiness». Das nächste IFM Symposium zum «Thema Health Care and Digital FM» ist am 4. Oktober 2019.
Downloads (Bilder: Foto Tevy, Wädenswil)
- Medienmitteilung «Die Arbeitswelten von morgen und Nachhaltigkeit im FM im Fokus»(PDF 61,4 KB)
- Bild 1: IFM-Leiterin Prof. Dr.-Ing. Antje Junghans eröffnet das IFM-Symposium an der ZHAW in Wädenswil
- Bild 2: Das Referententeam mit Institutsleiterin Prof. Dr.-Ing. Antje Junghans (vorne ganz rechts) am IFM Symposium 2018: (vordere Reihe v. l. nach r.): Heinz Bernegger (IFM), Dr. Eleanore Ratcliffe (UK), Clara Weber (IFM), Dr. Ying Hua (US), Prof. Dr.-Ing. Antje Junghans; (hintere Reihe v. l. nach r.): Esmir Maslesa (DK), Prof. Markus Hubbuch (IFM), Chris Havers (UK), Prof. Dr. Lukas Windlinger, Marcel Janser, Prof. Dr. Carsten Druhmann (IFM), Prof. Dr.-Ing. Ulrich Schramm (D)
Fachkontakte Medien
- Prof. Dr.-Ing. Antje Junghans, Leiterin Institut für Facility Management IFM, Departement Life Sciences und Facility Management, ZHAW/Wädenswil. 058 934 51 15, antje.junghans@zhaw.ch
- Irene Arnold, Leiterin BSc-Studium und stellvertretende Institutsleitung IFM, Departement Life Sciences und Facility Management, ZHAW/Wädenswil. 058 934 56 24; irene.arnold@zhaw.ch
Medienstelle ZHAW/Wädenswil
- Cornelia Sidler, Media Relations Departement Life Sciences und Facility Management, ZHAW/Wädenswil, 058 934 53 66, cornelia.sidler@zhaw.ch