U wie (Um)Weltverbesserer
Die Umweltingenieurstudenten in Wädenswil seien alles bärtige, barfusslaufende Hippies, erzählt man sich in Winterthur hinter vorgehaltener Hand. Das «Brainstorm Magazin» hat die «Hippies» besucht und weiss nun, wie diese zu ihrem zweifelhaften Ruf gekommen sind.
Die Umweltingenieurinnen und Umweltingenieure absolvieren möglicherweise den politischsten Studiengang der ZHAW. Aber das erst auf den zweiten Blick. Im ersten Jahr des Studiums büffeln alle zusammen die Basics in Chemie, Biologie, Botanik oder Natur und Gesellschaft. «Am Anfang mussten wir Bäume und Gräser mit ihren lateinischen Namen auswendig lernen», erzählt Denis Kriegesmann. Das studiert man am besten am Objekt, also im Gewächshaus oder anhand eines Pflanzen-Parcours auf dem Campus. «Das wird oft belächelt, aber es hat durchaus seine Berechtigung. Schlussendlich spielt in der Natur alles zusammen und es ist wichtig, dass uns das bewusst ist», erklärt Denis. «Eine technische Lösung macht nur Sinn, wenn ich sie auch im richtigen Umfeld einsetze.»
Die Jobs nach der Ausbildung sind so unterschiedlich wie die Studierenden selber. So können sie sich ab dem dritten Semester die Stundenpläne à la «Bologna-System» selber mit Vertiefungen und Minors zusammenstellen, so dass schlussendlich jeder und jede einen individuellen Abschluss hat. Man findet die Absolventinnen und Absolventen auf ihrem eigenen Bio-Bauernhof, in Ingenieursbüros, Energiekonzernen oder auch in der Tourismusbranche. Einige Studierende zieht es ins Ausland. Sie erhalten während des Studiums die Möglichkeit, ein Praktikum in einem Entwicklungsland zu machen.
Zurück zu Politik und «Hippies»: Viele der Umweltingenieurinnen und -ingenieure sehen sich ein Stück weit als Visionäre. «Wir werden immer gegen eine Mehrheit kämpfen müssen.» Der eigene Lebensstil sei oft Thema unter den Studierenden, erzählt der 22-Jährige. «Ich möchte die Welt besser verlassen, als ich sie vorgefunden habe.» Als Umweltingenieur kann er vielleicht tatsächlich etwas bewirken.
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