Die grüne Branche im digitalen Zeitalter
An der diesjährigen Fachtagung Grünflächenmanagement der ZHAW in Wädenswil wurden die Chancen und Grenzen der Automatisierung und Digitalisierung der grünen Branche diskutiert. 160 Teilnehmende folgten in der vollbesetzten Aula den Referaten zum Umgang mit den verschiedenen Technologien, die dem Grünflächenunterhaltspersonal heute zur Verfügung stehen.
Die grüne Branche ist im digitalen Zeitalter angekommen. Rednerinnen und Redner aus den Bereichen Entwicklung und Anwendung stellten an der diesjährigen ZHAW-Fachtagung Grünflächenmanagement vom 7. November 2013 Innovationen wie automatische Bewässerungs- und Mähhilfen, Drohnen und Chips zur Identifikation und Kartierung sowie neue Softwaresysteme vor. Stets ging es dabei auch um die Frage, in welchen Arbeitsbereichen und bis zu welchem Grad eine Automatisierung und Digitalisierung Sinn macht und wo im Gegenzug der Mensch, beziehungsweise das Handwerk, unersetzlich bleibt.
Neues Softwaresystem für die Kostenkontrolle
Mehrere Referate waren Software-Applikationen gewidmet, die das Potenzial haben, die Grünflächenpflege und insbesondere das Controlling massgeblich zu vereinfachen. So berichtete Hans Buser, Geschäftsführer der Firma Nateco in Gelterkinden, von seinen Erfahrungen im Umgang mit GreenCycle, einer Software, die von der Forschungsgruppe Freiraummanagement der ZHAW in enger Zusammenarbeit mit Nateco und der Firma d.b.g. entwickelt worden war. Die Software ist ein EDV-Tool, das die Berechnung von Kosten für Grünflächen über den ganzen Lebenszyklus erlaubt. GreenCycle ist seit fünf Jahren auf dem Markt und hat sich in dieser Zeit als gutes Hilfsmittel zur Generierung klarer Zahlengrundlagen für die betriebliche Steuerung im Grünflächenmanagement bewährt.
Erfolgreiche Einführung neuer Tools dank Einbezug der Betroffenen
Ebenfalls der betrieblichen Steuerung, beziehungsweise dem optimierten Einsatz der Personalressourcen widmete sich das Referat von Rüdiger Dittmar, Leiter des Grünflächen- und Bestattungswesens der Stadt Koblenz: Das Amt setzt seit 2010 auf ein elektronisches Rapportsystem. Durch die konsequente, mobile Zeiterfassung mittels Handheld-Geräten in der Grünflächenpflege liegen heute Leistungsdaten vor, die eine aktive Steuerung und transparente Planung der Aufgaben ermöglichen. Die Implementierung des neuen mobilen Rapportsystems in der Stadt Koblenz ist eine Erfolgsgeschichte. Insbesondere, weil von den Verantwortlichen erkannt wurde, dass die frühzeitige Information des betroffenen Personals über Sinn und Zweck eines solchen Rapportsystems entscheidend ist. Auch wurde das Grünflächen-Unterhaltspersonal von Anfang an in die Entwicklung des Rapportsystems einbezogen. So konnte garantiert werden, dass der Stadt Koblenz am Schluss ein praxistaugliches und vom Personal akzeptiertes Tool zur Verfügung stand.
Auf Praxistauglichkeit bereits während der Entwicklung achten
Für ein solches agiles Vorgehen bei der Produkteentwicklung sprach sich auch Andreas Duppenthaler von der Byron AG in Basel aus. Die Herausforderung bei der Softwareentwicklung bestehe darin, aus den hohen Erwartungen an ein Softwaresystem einen effektiven, praktischen Nutzen bei dessen Einsatz zu generieren. Praxistaugliche Softwareapplikationen würden in der Regel dann entstehen, wenn den beteiligten Menschen und der Kommunikation im Entwicklungsprozess mehr Bedeutung beigemessen würde als detaillierten Vorschriften in Werkverträgen. Wird eine Lösung in kleinen, überschaubaren Schritten und in ständiger Rücksprache mit allen Beteiligten erarbeitet, so besteht während des gesamten Prozesses die Möglichkeit, korrigierend einzugreifen. Daraus kann am Schluss ein wirklich „massgeschneidertes“ Produkt resultieren.
Automatisierung versus Arbeitskraft
Im zweiten Teil der Tagung ging es um die Anwendungsbereiche für automatisierte Arbeitshilfen wie Mähroboter, intelligente Bewässerungsanlagen und Drohnen zur Kartierung von Grünräumen. Das grosse Plus der vorgestellten Geräte: Sie erlauben nachweislich eine ressourcenschonendere Grünflächenbewirtschaftung als herkömmliche Arbeitshilfen und weisen beispielsweise einen signifikant reduzierten Energieaufwand auf. Walter Schmidt von der Firma PlantCare in Russikon konnte in eindrücklicher Weise aufzeigen, wie durch eine adaptive, dem tatsächlichen Wasserbedarf der Pflanzen angepasste Bewässerung bis zu 90% des heutigen Wasserverbrauchs eingespart werden könnte. Eine Technologie, die vor allem für die ariden (trockenen) Gebiete der Erde ein riesiges Potenzial birgt.
Technik im Dienst der Menschen
Trotz aller Vorteile der automatisierten Arbeitshilfen: Alle Rednerinnen und Redner betonten, dass diese nur in Teilbereichen und niemals ausschliesslich zum Einsatz kommen können. Die Ressource Mensch wird bei der Grünflächenpflege immer die wichtigste Rolle spielen.
Den Abschluss der Tagung bildete das Referat von Petra Hagen-Hodgson, Leiterin des Forschungsbereichs Urbane Grünräume am ZHAW-Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen in Wädenswil. Sie stellte die Bedeutung des gärtnerischen Handwerks dem heutigen Megatrend der Digitalisierung gegenüber und beschloss die Tagung mit dem Plädoyer, dass die Technik stets im Dienste des Menschen bleiben müsse. Niemals dürfe sich dieses Verhältnis zugunsten der Technik wenden.
Kooperationspartner der Tagung: Verein Schweiz. Stadtgärtnereien und Gartenbauämter VSSG; Jardin Suisse; Bund Schweizer Landschaftsarchitekten und Landschaftsarchitektinnen BSLA; International Facility Management Association IFMA; fmpro Schweiz. Verband für Facility Management; Sustainable Sports
Die nächste Fachtagung Grünflächenmanagement findet am 6. November 2014 statt. Weitere Informationen unter: www.zhaw.ch/iunr/freiraummanagement/
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Fachlicher Kontakt
Florian Brack, Leiter Forschungsgruppe Freiraummanagement, Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen, ZHAW, Wädenswil, Tel. 058 934 59 26, E-Mail florian.brack@zhaw.ch
Lea Fluri, Wissenschaftliche Assistentin Fachstelle Freiraummanagement,
Tel. 058 934 57 30, E-Mail lea.fluri@zhaw.ch
Medienstelle
Cornelia Sidler, Kommunikation ZHAW-Departement Life Sciences und Facility Management, Tel. 058 934 53 66, E-Mail cornelia.sidler@zhaw.ch
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