Ein radikaler Umbruch der Arbeitswelt
Die diesjährige Tagung Grünflächenmanagement stand unter dem Motto «Arbeitswelt im Wandel». Insgesamt 170 Teilnehmende informierten sich am 7. November an der ZHAW in Wädenswil über aktuelle und künftige Trends am Schweizer Arbeitsmarkt und die Bedeutung für die Grüne Branche. Die Referentinnen und Referenten waren sich in einem Punkt einig: Die Frage ist nicht, ob der Wandel stattfindet, sondern wie schnell und wo zuerst.
Moderator Reto Hagenbuch von der ZHAW-Forschungsgruppe Freiraummanagement am IUNR Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen eröffnete die Tagung mit einem Blick zurück. Er zeigte auf, wie sich die Welt in den 16 Jahren seit der ersten ZHAW-Tagung Grünflächenmanagement verändert hat und wie Digitalisierung, Technisierung und Politik sich auf die Arbeit in der Grünen Branche seither ausgewirkt haben.
Arbeit 4.0 verändert die Arbeitswelt radikal
In seinem Grundsatzreferat spannte der Betriebswirtschafter und Berater Andreas Schmid den Bogen weiter in die Zukunft. Er sprach dabei nicht von einer kontinuierlichen Weiterentwicklung, sondern von einem radikalen Umbruch der Arbeitswelt und der grössten Veränderung seit der Industriellen Revolution. Treibende Kraft hinter dieser «Arbeit 4.0» sei die Digitalisierung. Aber auch der demografische Wandel und sich verändernde Wertvorstellungen bei den jüngeren Generationen spielten eine wesentliche Rolle.
Wie sich dieser Wandel in der Praxis auf die Grüne Branche auswirkt, diskutierten Vertreterinnen und Vertreter vom Branchenverband Jardin Suisse, dem Bund Schweizerischer Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten (BSLA), dem Facility-Management-Verband fmpro, der Stadtgärtnerei Luzern und den Fachfrauen Umwelt (ffu) angeregt. Während man sich bei Themen wie etwa dem vermeintlichen Widerspruch des vermehrten Wunsches nach Teilzeitarbeit in einer durch Saison und Wetter bestimmten Branche nicht einig wurde, waren doch alle der Meinung, dass man den Wandel aktiv mitgestalten und mutig voranbringen soll.
Neustart auf Brachland
Mutig war auch der Schritt in die Selbstständigkeit von Debora und Joel Kunz von der Gartist GmbH. Anhand ihrer Unternehmensgeschichte konnten sie aufzeigen, wie sie sich innert fünf Jahren immer wieder neu orientieren mussten und neue Ideen hartnäckig verfolgten. Dabei verstanden sie das Ausprobieren nie als Scheitern, sondern vielmehr als Möglichkeiten, sich auf jene Tätigkeiten zu fokussieren, die bei der Kundschaft Anklang finden und die sie auch selbst als sinnstiftend wahrnehmen. So sind für Joel Kunz handgezeichnete Pläne trotz klarer Tendenz zur Digitalisierung und 3D-Modellierung noch immer das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, seine Ideen authentisch zu vermitteln.
Gärtnerglück gibt es nicht
Jean Bernard Bächtiger, Präsident von Bioterra und ehemaliger Leiter des IUNR, ging der Frage nach, was ein Leben in der Grünen Branche ausmacht. Sein vielleicht ernüchterndes Fazit: Gärtnerglück gibt es nicht. Diese Vorstellung habe mehr mit einer Idealisierung des Berufes als mit der Realität zu tun. Und dennoch gebe es so etwas wie «gute Arbeit», die sich an sehr handfesten Kriterien festmachen liess, die Bächtiger zusammen mit den Tagungsgästen erarbeitete. Ein festes Einkommen und ein sicherer Arbeitsplatz stehen dabei an erster Stelle, gefolgt von Freude an der Arbeit und einer humanen und freundlichen Behandlung und Unterstützung durch Vorgesetzte und Kolleginnen und Kollegen. Würden diese zentralen Faktoren stimmen, so sei auch der Umgang mit Herausforderungen wie Leistungsdruck, langen Arbeitszeiten und rauen Arbeitsbedingungen entspannter und die Arbeit werde dennoch als bedeutsam und erfüllend angesehen.
Flexible Arbeitszeitmodelle sind wichtig
Als Inhaber und Geschäftsführer der Arban Personal AG nahm Hansruedi Brunner sowohl die Arbeitgebenden, als auch die Arbeitnehmenden in die Pflicht, um die Herausforderungen der Branche zu bewältigen. Dem Fachkräftemangel könne nur mit Flexibilität und Offenheit entgegengetreten werden. Flexible Arbeitszeitmodelle hätten für beide Seiten Vorteile und seien längst überfällig. Hohe Anforderungen an die heutige Arbeitswelt stellten auch sinnstiftende Tätigkeiten, Wertschätzung und insbesondere der Ausgleich zwischen Arbeits- und Privatleben.
Diesen Ausgleich fordern gerade jüngere Arbeitnehmende zunehmend ein. Für Thomas Hengartner, Coach und Geschäftsführer der Beratungsfirma Hanspeter Zürcher AG, steht fest, dass sich die Zusammenarbeit mit Millennials, der Generation der in den 80er- bis 90er-Jahren Geborenen, von jener mit älteren Arbeitnehmenden unterscheiden müsse, um erfolgreich zu sein. Flache Führung, Aufbau von Vertrauen und der Einbezug von individuellen Kompetenzen spielten dabei eine zentrale Rolle.
Fazit der Tagung: Dass sich unser Arbeitsumfeld im Umbruch befindet, ist unbestritten. Wie sich die Veränderung gestalten wird, wurde in den Referaten und Diskussionen aus unterschiedlicher Sicht beleuchtet. Die neue Arbeitswelt 4.0 erfordert Offenheit, Neugierde und Veränderungsbereitschaft. Nur so ist eine aktive Mitgestaltung des Wandels möglich.
Downloads
- Medienmitteilung «Ein radikaler Umbruch der Arbeitswelt»(PDF 128,0 KB)
- Bild 1: Bioterra-Präsident Jean Bernard Bächtiger sprach darüber, wie gute Arbeit aussehen sollte.
- Bild 2: Reto Hagenbuch von der ZHAW-Forschungsgruppe Freiraummanagement zeigte die Veränderungen in den 16 Jahren seit der ersten Tagung Grünflächenmanagement auf.
- Bild 3: In der Mittagspause sorgte ein interaktiver Marktplatz für Auflockerung.
- Bild 4: Hansruedi Brunner von der Arban Personal AG plädierte für flexible Arbeitszeitmodelle.
Fachkontakt Medien
Florian Brack, Leiter Forschungsgruppe Freiraummanagement, Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen, ZHAW-Departement Life Sciences und Facility Management, Wädenswil. 058 934 59 26, florian.brack@zhaw.ch
Medienstelle ZHAW, Wädenswil
Cornelia Sidler, Media Relations Departement Life Sciences und Facility Management, ZHAW/Wädenswil. 058 934 53 66, cornelia.sidler@zhaw.ch
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