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Life Sciences und
Facility Management

Erhebliche Potenziale für städtische Grünräume liegen brach

Die Potenziale für städtische Grünräume werden viel zu wenig genutzt. Dazu fehlt es vielerorts an Bewusstsein, Wertschätzung und finanziellen Mitteln. Dies war das Fazit der diesjährigen ZHAW-Fachtagung Grünflächenmanagement über Labels und Zertifikate für städtisches Grün. Das neu lancierte Label Grünstadt Schweiz liefert einen wichtigen Beitrag, um diese Potenziale einer nachhaltigen, biodiversitätsfördernden Entwicklung öffentlicher Grünräume besser auszuschöpfen.

Die Fachtagung vom 3. November in Wädenswil stand unter dem Titel „Ausgezeichnetes Grün!“ und zeigte anhand konkreter Anwendungsbeispiele etablierte und neue Labels und Zertifizierungssysteme zur Nachhaltigkeit städtischen Grüns. Rund 230 Teilnehmende aus kommunalen Verwaltungen und der Privatwirtschaft interessierten sich für die Möglichkeiten der Zertifizierung von Grünraumqualitäten und welchen Beitrag öffentliche Grünräume, Parkanlagen, Firmenareale und Privatgärten an lebenswerte und biodiverse Städte leisten.

Erfahrungen aus der Praxis
Die Referierenden zeigten auf, wie mittels Standards, Zertifizierungen und Labels eine hohe Grünraumqualität erreicht und über einen ressourcenschonenden Unterhalt langfristig gesichert werden kann. Gestaltung, Ökologie und Nutzungsansprüche müssten gemeinsam gedacht werden, erklärte der Landschaftsarchitekt Rolf Heinisch in seinem Referat. Markus Allemann, der mit seinem Bioterra-Betrieb Naturgärten gestaltet, betonte nicht nur die Bedeutung der Verwendung von einheimischen Pflanzen, sondern setzt in seinen gesamten Betriebsabläufen auf eine kontinuierliche Verbesserung der Ökobilanz.

Manja Van Wezemael vom Qualitätslabel Natur & Wirtschaft, das 2016 sein 20jähriges Bestehen feiert, erläuterte den Mehrwert und die positiven Effekte von naturnah gestalteten und zertifizierten Firmen- und Wohnumfeldern. Sie betonte den Imagegewinn für die Firmen und die gesteigerte Mitarbeiterzufriedenheit. Auch die Migros engagiert sich im Rahmen ihres Nachhaltigkeitsprogramms Generation M für mittlerweile über 2.7 Millionen m2 naturnahen und zertifizierten Lebensraum, wie Heidi Oswald, Projektleiterin Umwelt, vom Migros-Genossenschafts-Bund ausführte.

Potenzial weder auf öffentlichem noch privatem Grund ausgeschöpft
Gabriella Silvestri, Vize-Sektionschefin des Bundesamts für Umwelt (BAFU), stellte fest, dass, obwohl die Biodiversität im Siedlungsraum eine wichtige Rolle spielt und entscheidend zur Lebensqualität der Bevölkerung beiträgt, das ökologische Potenzial von Grünflächen in Siedlungen, Städten und Agglomerationen nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft wird – weder auf öffentlichem noch auf privatem Grund. Labels für besondere Leistungen und biodiversitätsfreundliches Handeln förderten Bewusstsein, Motivation und die zwingend benötigte, verstärkte Einbindung der Biodiversität in relevante Entscheidungsprozesse.

Neues Label Grünstadt Schweiz
Pascale Haas stellte das in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Freiraummanagement der ZHAW entwickelte Zertifizierungssystem Grünstadt Schweiz vor. Das von der Vereinigung Schweizerischer Stadtgärtnereien und Gartenbauämter (VSSG) verliehene Label ermöglicht Gemeinden eine nachhaltige Gestaltung und Pflege des Stadtgrüns und fördert gezielt die Umsetzung von Massnahmen zur Biodiversität. Cornel Suter, Leiter der Stadtgärtnerei Luzern zeigte in seinem Referat auf, wie sich die Stadt Luzern auf ein erfolgreiches Audit vorbereitet. Die Zertifizierung trage nicht nur dazu bei, die Leistungen der Stadtgärtnerei nach aussen sichtbar zu machen, sondern diene auch einer kontinuierlichen Verbesserung der internen Prozesse. 

Beipielhaftes Projekt Greencity
Das beispielhafte Pionierprojekt Greencity in Zürich erläuterte Jürgen Friedrichs von der Initiantin und federführenden Bauunternehmung Losinger Marazzi AG. Demnach ist es bemerkenswert, dass das ursprünglich auf den Energieverbrauch abzielende Label 2000-Watt-Areal auch Kriterien besitzt, die einen hochwertigen Aussenraum mit wertvollen Grünräumen fördern. Bastiaan Frich zeigte anhand verschiedener, vom Urban Agriculture Netzwerk Basel angestossener Projekte auf, dass eine «essbare Stadt» keine Utopie ist. 

Koalitionen für mehr Natur in Stadträumen bilden
Die Referenten Florian Brack und Reto Locher von der ZHAW-Forschungsgruppe Freiraummanagement stiessen in ihrem Schlussreferat den Gedanken einer gemeinsamen Koalition aller Akteure an, um nicht zuletzt mehr Finanzmittel zur Förderung der Biodiversität zu generieren. Für mehr Natur in Wohn- und Arbeitsgebieten brauche es ein Direktzahlungsmodell analog der Landwirtschaft – so deren provokante These. 

Dokumentation zur Tagung: www.zhaw.ch/iunr/freiraummanagement

Die nächste Fachtagung Grünflächenmanagement findet am 2. November 2017 statt.

Downloads

Fachkontakt Medien
Florian Brack, Leiter Forschungsgruppe Freiraummanagement, Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen, Departement Life Sciences und Facility Management, ZHAW/Wädenswil. 058 934 59 26, florian.brack@zhaw.ch

Medienstelle ZHAW, Wädenswil
Cornelia Sidler, Media Relations Departement Life Sciences und Facility Management, ZHAW/Wädenswil. 058 934 53 66, cornelia.sidler@zhaw.ch