Eingabe löschen

Kopfbereich

Hauptnavigation

Life Sciences und
Facility Management

Alpine Modell Photovoltaik Anlage

Für Ertragsabschätzungen und Optimierungen alpiner Solarinstallationen führt die Forschungsgruppe Erneuerbare Energien Messungen an einer Modell-Photovoltaikanlage auf der Totalp oberhalb von Davos durch, um Erträge bei variablen Parametern zu ermitteln.

Ausgangslage und Ziel

Die alpine Photovoltaik leistet einen wichtigen Beitrag zum beschleunigten Ausbau der Stromproduktion in der Schweiz. Dank einer generell hohen solaren Einstrahlung, wenig Hochnebel, Reflexionen an der Schneeoberfläche und tiefen Temperaturen lässt sich im Gebirge auch im Winter viel Strom erzeugen. Pro Fläche wird in den Alpen etwa 3 bis 4 Mal so viel Winterstrom wie im Mittelland erzeugt, wodurch solche Anlagen auch wirtschaftlich besonders attraktiv sind. Jedoch sind Ertragsabschätzungen und Optimierungen von alpinen Solarinstallationen mit heutiger Simulationssoftware aufgrund der Schneereflektionen, dem Einsatz bifazialer Module, sowie der Aufständerung an Hängen mit grösseren Unsicherheiten behaftet. Um entsprechende Software zu validieren, sind Daten aus reellen Installationen in genügender Qualität und Parametervielfalt notwendig. Da solche nicht oder nur in sehr geringem Umfang existieren, ist der Bau von alpinen Versuchsanlagen notwendig.

Die hier vorgestellte Modell Photovoltaik Anlage soll hochflexibel einsetzbar sein: Sie kann sowohl den Reihenabstand, die Modulneigungen, als auch die Hangneigung dynamisch in einem grossen Spektrum verändern. Gleichzeitig werden diverse äussere Einflüsse wie beispielsweise die Boden-Albedo bestmöglich kontrolliert, und alle relevanten meteorologischen Daten aufgezeichnet. Durch die rasche Veränderung der Anlagenkonfiguration können unterschiedliche Parametervariationen bei virtuell gleichbleibenden Bedingungen gegenübergestellt werden. Parallel dazu können für ein breites Spektrum an Konfigurationen Ertragsmessungen über einen längeren Zeitraum erhoben werden. Die entsprechenden Daten werden in der Folge frei verfügbar einsehbar sein.

Konzept und Umsetzung

Die Anlage wird im Massstab 1:12 gebaut und so konzipiert, dass sie mit geringem Aufwand auch an anderen Standorten aufgebaut werden kann (Erklärvideo). Sie verfügt über drei Reihen mit jeweils sieben bifazialen Modulen. Um für Vorder- und Rückseite separate Messwerte zu erhalten, sind diese als je zwei monofaziale Module ausgeführt, mit einer Dimension von 96 mm x 160 mm (Abbildung 2). Von den 42 verbauten Modulen sind 24 aktiv und können über eine präzise Messelektronik ausgemessen werden. Die restlichen Module sind baugleiche Dummys. Über eine Konfigurationsdatei werden die anzufahrenden Positionen (Reihenabstand, Modulneigung und Hangneigung) definiert. Sobald die Positionen erreicht sind, wird die Messung ausgelöst, wobei jedes spezifizierte Modul nacheinander ausgemessen wird (Uoc, Isc und Pmpp). Sämtliche Wetterdaten sowie Diffus- und Direktstrahlung, Albedo des Schnees und wo verfügbar Ertragsdaten eines normalgrossen Vergleichsmoduls werden den Messdaten angehängt. So können später die diversen Einflussfaktoren aufgeschlüsselt und allgemeingültige Resultate erreicht werden.

Der Reihenabstand kann über zwei Trapezspindeln unter der Konstruktion eingestellt werden. Während die mittlere Reihe fest installiert ist, werden die nördliche und südliche Reihe mittels Schrittmotoren verschoben. Das Verhältnis Reihenabstand/Modulhöhe kann bei 0° Hangneigung zwischen 1.2 und 7.3 eingestellt werden. Die Modulneigung wird direkt über Schrittmotoren am jeweiligen Reihenende mit einem relativen (zur Horizontalen) Winkelbereich von -40° bis 90° eingestellt. Die Hangneigung (Anstellwinkel der gesamten Konstruktion) ist über zwei Linearaktuatoren in einem Winkelbereich von 0° - 40° einstellbar. Um den Aufbau von Schnee auf der Versuchsanlage zu verhindern, werden Heizmatten angebracht, welche bei Niederschlag aktiviert werden. Um die genaue Positionierung sicherzustellen, sind alle Schrittmotoren mit einem Encoder versehen und werden periodisch referenziert. Alle Aktuatoren werden über eine Zentralsteuerung via Modbus RTU angesteuert.

Die Anlage wurde im Frühling 2023 auf dem Containerdach der bestehenden alpinen PV-Versuchsanlage auf der Totalp in Davos installiert und ist seither in Betrieb (Video 1).

Kaltura-Datenschutzhinweis

Dieser Medieninhalt kommt von Kaltura. Mit dem Abspielen des Medieninhalts kann Kaltura Ihr Surf-Verhalten mitverfolgen.

Video 1: Das Timelapse-Video zeigt die Mini PV Anlage in Betrieb am 07. März 2024, aufgenommen von der Überwachungskamera der Anlage.

Ergebnisse

Ein erster Bericht zu den Ergebnissen aus dem Betrieb während des Winterhalbjahres 2023/24 wurde bereits veröffentlicht. Die Messwerte wurden mithilfe der am gleichen Standort aufgebauten, grossen Versuchsanlage validiert. Die gemessenen Erträge über Teile dieser Messperiode wurden für ca. 80 unterschiedliche Anlagenkonfigurationen mit Ertragssimulationen der kommerziellen Software PVSyst verglichen, welche dafür mit gemessenen Wetterdaten aus demselben Zeitraum gespeist wurde. Insbesondere bei einem Befolgen der Empfehlungen des BFE bezüglich der zu verwendenden Albedo-Werte zeigte sich, dass die Erträge um 7 bis 16% unterschätzt wurden, abhängig von der Anlagenkonfiguration. Dies wird teils relativiert durch eine gegenläufige, systematische Fehlerquelle in steilen Hanglagen. Während in diesem Bericht gezielt punktuelle Messwerte und kürzere Zeitperioden verglichen wurden, sind Auswertungen zu absoluten Erträgen im gesamten Winterhalbjahr in Arbeit, welche baldmöglichst veröffentlicht werden.

Projektfinanzierung und Dank

Wir danken der Hauser-Stiftung für die Finanzierung des Projektes.