Projektbeispiel: Placebook
Effiziente Parkplatzsuche dank innovativer App
Placebook nennt sich die virtuelle Parkplatzbörse, die als App schon bald Autofahrern in Städten bei der Suche nach einem Abstellplatz behilflich sein könnte. In diesem Forschungsprojekt der ZHAW School of Engineering tragen zwei Institute sowie Studierende aus den Studiengängen Verkehrssysteme, Wirtschaftsingenieurwesen und Informatik zur Entwicklung bei.
Im Stadtverkehr gehört die Parkplatzsuche zu den Schattenseiten des Autofahrens. Studien zufolge machen parkplatzsuchende Autofahrer rund ein Drittel des Gesamtverkehrs in Innenstädten aus. Die Folge davon sind zusätzlicher Stau und CO2-Emissionen, die verhindert werden könnten. Im Rahmen des ZHAW Forschungsprojekts Placebook wird evaluiert, wie mit einer mobilen Applikation und dem Einsatz neuster Technologien die Parkplatzsuche in Grossstädten effizienter gestaltet werden kann. Federführend sind dabei das Institut für angewandte Informationstechnologie (InIT) und das Institut für Datenanalyse und Prozessdesign (IDP).
«Wer seinerseits viele Parkplätze ins System einspeist und somit für andere Mitglieder freigibt, geniesst im Gegenzug Vorteile bei der Parkplatzsuche.»
Dr. Thomas Sauter-Servaes, Studiengangleiter Verkehrssysteme
Einfache Grundidee: Parkplatz-Vermittlung in der Community
Die Grundidee ist einfach. Entwickelt wurde der Prototyp einer Smartphone-App, die ein effizientes Parkplatz-Matching ermöglicht. «Autofahrer treten dem Placebook-Netzwerk bei und geben dann der Community bekannt, wann sie einen öffentlichen Parkplatz verlassen», erklärt Thomas Sauter-Servaes, Studiengangleiter Verkehrssysteme. «Community-Mitglieder, die gerade einen Stellplatz suchen, erfahren auf Placebook von dem freiwerdenden Parkplatz und können ein Angebot für dessen Nutzung abgeben.» Der Clou: Die App wählt automatisch den am besten geeigneten Sucher aus, der den Zuschlag für den Parkplatz erhält. Dabei berücksichtigt sie unter anderem die Positionen von Anbieter und Sucher sowie voraussichtliche Wegzeiten. Idealerweise soll der Parkplatzsuchende genau dann beim Parkplatz eintreffen, wenn der Anbieter losfährt. Durch dieses Timing wird garantiert, dass keine Wartezeiten entstehen und der Sucher den Platz tatsächlich erhält.
Herausforderungen liegen in der Detailgestaltung
Beim Vergabemechanismus werden derzeit noch verschiedene Varianten diskutiert. Neben dem notwendigen zeitlichen Matching wären laut Thomas Sauter-Servaes weitere Einflussfaktoren auf die Parkplatzvergabe denkbar: «Zur Diskussion steht einerseits ein monetärer Ansatz in Form von Geld oder eigener Placebook-Währung, bei dem die Höhe des Gebots entscheidet. Andererseits wäre ein eher gemeinnütziger Anreiz erstrebenswert, beispielsweise durch eine Art Bonussystem, bei dem derjenige, der einen Stellplatz freigibt und diesen erfolgreich weitervermittelt, mit Statuspunkten belohnt wird.» In letzterem Modell erhielte dann nicht der Meistbietende den Zuschlag für einen freien Platz, sondern das Community-Mitglied mit dem höchsten Statuspunktestand. «Wer also seinerseits viele Parkplätze ins System einspeist und somit für andere Mitglieder freigibt, geniesst im Gegenzug Vorteile bei der Parkplatzsuche», so Thomas Sauter-Servaes.
Bachelorarbeiten unterstützen Forschung
Das Forschungsprojekt ist in diesem Jahr bereits durch zwei Bachelorarbeiten unterstützt worden. Die eine Arbeit stammt aus dem Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen. Sie konzentriert sich auf die Simulation der Verkehrsprozesse sowie die Analyse der Wirkungsweise und des Einflusses auf das Gesamtsystem durch die geplante Parking-App. Die andere Bachelorarbeit stammt von zwei Informatikabsolventen. In ihrer Arbeit haben sie einen App-Prototyp entwickelt. Dieser Prototyp gibt Aufschluss über die notwendige Systemarchitektur. «Mit dem App-Prototyp, der gekoppelt mit der Verkehrssimulation funktioniert, haben wir einen ersten Meilenstein erreicht», so Kurt Stockinger vom InIT. «Unser mittelfristiges Ziel ist es, die App im Feldversuch, also im realen Stadtverkehr einzusetzen.»
«Mit diesem System können wir mit Schweizer Städten und Verkehrsplanern zusammenarbeiten und evaluieren, wie sie das Parken im Stadtbereich am besten steuern können.»
Dr. Mark Cielibak, Dozent für Software Engineering, Institut für angewandte Informationstechnologie
Technikfolgenabschätzung
In der nächsten Projektphase wird das Simulationssystem so weit ausgebaut, dass es hunderte von virtuellen Autos gleichzeitig steuern und analysieren kann. Die simulierten Fahrzeuge verwenden dann unterschiedliche Strategien bei ihrer Parkplatzsuche, zum Beispiel gezieltes Einkreisen, dem Parkleitsystem folgen oder eben die Placebook-App. Mit dem Simulationssystem kann an realitätsnahen Daten analysiert werden, wie sich verschiedene Massnahmen auf den Parkplatzsuchverkehr auswirken: Welchen Einfluss haben mehr (oder weniger) verfügbare Parkplätze? Wie stark wird der Verkehr in der Innenstadt mit Placebook entlastet? Welche Suchstrategie führt am schnellsten zum freien Parkplatz? InIT-Dozent Mark Cieliebak, einer der Initianten des Projektes, erhofft sich mit dem Ausbau des Simulationssystems auch das Interesse neuer Projektpartner: «Mit diesem System können wir mit Schweizer Städten und Verkehrsplanern zusammenarbeiten und evaluieren, wie sie das Parken im Stadtbereich am besten steuern können.»
Auf einen Blick
Beteiligte Institute und Zentren:
- Institut für angewandte Informationstechnologie (InIT)
- Institut für Datenanalyse und Prozessdesign (IDP)
Beteiligter Studiengang:
Finanzierung: Sonderfinanzierungsprojekt der ZHAW School of Engineering
Projektstatus: beendet
Weitere Informationen
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