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School of Engineering

Whitepaper identifiziert Gefahr von Fehlanreizen in der Stromnetz­finanzierung

Der Eigenverbrauch von Photovoltaik-Strom wird mit den heutigen Netznutzungsgebühren quersubventioniert, was sich in Kombination mit privaten Speichersystemen negativ auf einen effizienten Ausbau von Speicher- und Netzinfrastruktur auswirken könnte. Ein unter Mitarbeit von ZHAW-Forschenden entstandenes Whitepaper empfiehlt das Testen alternativer Finanzierungsmodelle.

Haus mit Sonnenkollektoren

Wenn die Besitzerin oder der Besitzer einer privaten Photovoltaikanlage an einem sonnigen Tag den Strom für den Eigengebrauch direkt verwendet, muss sie oder er dafür keine Netznutzungskosten bezahlen. Da das Netz aber allzeit zur Verfügung steht, fallen trotzdem Fixkosten an. Die durch den Eigenverbrauch vermiedenen Netznutzungskosten bezahlen mit den heutigen Nutzungsgebühren die anderen Stromkunden. Dieses Ungleichgewicht wird mit Zunahme des Eigenverbrauchs von Photovoltaikanlagenbesitzern nur noch verstärkt. Gleichzeitig werden lokale Verteilnetzbetreiber gefordert sein, eine sichere Verteilnetzinfrastruktur aufzubauen, welche insbesondere den wachsenden Anteil von schwankendem Strom aus lokalen Photovoltaikanlagen zu vertretbaren Kosten verteilt.

Zielkonflikte vorprogrammiert

Das heutige Finanzierungsmodell führt in dieser Situation zu Zielkonflikten: Einerseits leistet das aktuelle Tarifmodell einen wesentlichen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit privater Photovoltaikanlagen mit Eigenverbrauch und damit zur Erreichung der Ausbauziele der Energiestrategie 2050. Andererseits ist gerade diese Abweichung von verursachergerechten Netznutzungsgebühren problematisch, weil sie eine Quersubventionierung von privaten Photovoltaiknutzern durch die anderen Stromkunden bedeutet und Fehlanreize für Investitionen in Netzinfrastruktur und Speicher setzt. Diese Fehlanreize entstehen, weil der Photovoltaikanlagenbesitzer versuchen wird, durch Investitionen in lokale Speichersysteme den Eigenverbrauch zu optimieren und Geld zu sparen – ohne an regional sinnvollere Speicherlösungen, die dem Netz dienen, zu denken. Damit leistet er aber keinen Beitrag zur Vermeidung von Netzausbaukosten. Die Krux dabei: Vor allem wegen der Quersubventionierung wird der Eigenverbrauch für den Privaten interessant.

Neue Ansätze testen

Zusammen mit anderen Schweizer Forschungsinstitutionen untersuchen ZHAW-Forschende im neusten Whitepaper des nationalen Energieforschungskonsortiums Competence Center for Research in Energy, Society and Transition SCCER CREST diesen Zielkonflikt und machen Handlungsvorschläge. Eine der Hauptfragen ist, wie sich alternative Finanzierungsmodelle auswirken. Laut den Wissenschaftlern sollte die heutige Diskussion um die Quersubventionierung vermehrt auf den Zielkonflikt zwischen Anreizen für den Ausbau erneuerbarer Energien und Anreizen für effiziente Infrastruktur fokussieren. Das Paper empfiehlt das Schaffen von regionalen Handlungsspielräumen und das Testen von Alternativen zu den heutigen ausschliesslich am Strombezug orientierten Tarifen, damit neue Ansätze für die Lösung des Zielkonflikts entstehen können.