Plattform Marktzugang
Plattform ermöglicht Marktzugang für Kleinbauern
Produkte von Kleinbauern in Entwicklungsländern finden selten den Weg nach Europa, obwohl die Qualität einwandfrei ist. Den Produzenten fehlt der Zugang zum Weltmarkt. Das Handelsunternehmen gebana hat in Zusammenarbeit mit der ZHAW School of Engineering eine Plattform entwickelt, die diesen Kleinbauern aus aller Welt den Marktzugang ermöglichen soll.
Der Aufbau nachhaltiger Wertschöpfungsketten ist in Entwicklungsländern besonders schwierig. Moderne Handelsketten sind hochkomplex und stark arbeitsteilig organisiert. Benötigt werden Know-how und vertrauenswürdige Partner auf jeder Stufe. Fehlende Infrastruktur sowie zum Teil auch die politischen Bedingungen vor Ort erschweren das Wirtschaften zusätzlich. Deshalb, und weil die Ansprüche der Kunden in westlichen Ländern sehr hoch sind, benötigen die Bauernfamilien und die lokalen Verarbeitungsbetriebe Unterstützung. Eine solche Unterstützung bietet die neue «Plattform Marktzugang» von gebana, die zusammen mit dem Institut für angewandte Informationstechnologie (InIT) der ZHAW School of Engineering im Rahmen des KTI-Projekts PESCO entwickelt wurde. Ziel der Plattform ist es, Bauern und Verarbeitern in den Produktionsländern beim Zugang zum Markt zu unterstützen und eine erste Produktlieferung in die Schweiz zu ermöglichen.
Plattform vermittelt zwischen Nord und Süd
Die Plattform vereint drei Parteien, wie Projektleiter Prof. Dr. Hans-Peter Hutter vom InIT erklärt: «Es gibt die Produzenten, die Produkte herstellen und anbieten wollen. Dank gebana als Vermittlerin erhalten sie Anschluss an den Markt in Europa. Und die dritte Partei sind schliesslich die Kundinnen und Kunden, die dank der Plattform diese Produkte direkt vom Produzenten beziehen können.» Statt vieler Umwege über Zwischenhändler erfolgt die Lieferung so quasi direkt vom Hof zum Besteller. Auf einer Website finden die potenziellen Kunden eine Übersicht mit möglichen Produkten. Wer sich für ein Angebot interessiert, kann dies per Mausklick bestätigen. Finden sich genügend Interessierte, kann das Projekt starten. Die benötigte Nachfrage ist nicht immer gleich gross, sondern von der Art des Produktes und den Mindestimportmengen abhängig.
App vereinfacht Kommunikation und Organisation
«Während wir hier in Europa die Plattform als Website nutzen, haben wir für die Produktionsländer im globalen Süden speziell eine App entwickelt, um mit den Lieferanten vor Ort in Kontakt treten zu können», so Hans-Peter Hutter. Denn es gibt vieles abzuklären, bevor ein Angebot auf die Plattform geschaltet wird. Was baut der Bauer an? Erfüllt er die Vorgaben an eine biologische Landwirtschaft? Welche weiteren Standards erfüllt er? «Die Kommunikation mit den Produzenten verlief bis anhin schwerfällig über Papier und Telefonate», erklärt Hans-Peter Hutter. «Mit der App werden diese Vorbereitungen und Abklärungen nun stark vereinfacht und auch vereinheitlicht.» Da die meisten Bauern aber kein Englisch sprechen und auch häufig noch kein Smartphone besitzen oder dieses nur für Telefonate benützen, arbeitet gebana mit sogenannten Agenten vor Ort, die als Übersetzer fungieren und die App bedienen.
«Zu berücksichtigen war insbesondere das interkulturelle Umfeld: Die App musste möglichst simpel und schlank daherkommen und leicht zu bedienen sein.»
Hans-Peter Hutter, Institut für angewandte Informationstechnologie (InIT)
Prozess zugeschnitten auf interkulturelle Bedürfnisse
Im Mittelpunkt der Plattformentwicklung am InIT stand das Service Design. «Wir haben einen Prozess entwickelt, wie der Ablauf vonstattengehen sollte», so Hans-Peter Hutter. «Zu berücksichtigen war dabei insbesondere das interkulturelle Umfeld: Die App musste möglichst simpel und schlank daherkommen und leicht zu bedienen sein.» Damit die Supporter im globalen Norden diese Access-To-Market-Projekte in den verschiedenen Phasen unterstützen können, bietet die PESCO-Plattform neben der Beteiligung an der ersten Lieferung in Form einer Crowdorder zusätzlich auch die Möglichkeit eines Crowdfundings an. So können beispielsweise Transportkisten für ein Projekt gespendet werden – im Gegenzug erhalten die Spender ein Produkt geschenkt. Diese Spendenmöglichkeit soll auch die Verbindung zwischen den beiden Communities stärken.
Fairer Marktanschluss ohne Zwischenhändler
«Kleinbauernfamilien erzeugen einen ökologischen, sozialen und ökonomischen Nutzen, und es gibt einen Markt, der diesen Nutzen zu zahlen bereit ist», so Adrian Wiedmer von gebana. «Mit der Unterstützung der ZHAW haben wir eine Möglichkeit geschaffen, benachteiligten Kleinbauern im globalen Süden einen Zugang zum Markt im globalen Norden zu bieten.» Damit schliesst gebana eine Lücke: Zwar unterstützten bislang diverse NGOs und private Organisationen Produzenten im Süden bei der Verbesserung des Anbaus und bei der Umstellung auf biologische Landwirtschaft. Doch bei der Frage des Absatzmarkts waren dann auch diese oft schnell am Ende des Lateins. Hier springen nun gebana mit ihrer jahrelangen Erfahrung im Handel und die Öffentlichkeit durch die Möglichkeit der Crowdorder unterstützend ein.
Auf einen Blick
Beteiligte Institute und Zentren: Institut für angewandte Informationstechnologie (InIT)
Projektpartner:
Finanzierung: Innosuisse (ehemals KTI)
Projektstatus: beendet
Weitere Informationen
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