Mit dem richtigen Mindset am Boden geblieben
Philipp Schleiss ist, statt in die Luft zu gehen, lieber am Boden geblieben und hat die Entscheidung nie bereut. Der Aviatik-Absolvent entdeckte seine Leidenschaft für die Technologien hinter dem Flugbetrieb und setzt seine Erfahrungen aus dem Ingenieursstudium heute in der Flugsicherung um.
Rund um das Weltwirtschaftsforum im Januar ist es hektisch in der Flugsicherung in Dübendorf. Wenn die Grössen aus Politik und Wirtschaft landen, gibt es besonders viel zu tun. Philipp Schleiss ist dennoch entspannt beim Interview: «Eine der wichtigsten Eigenschaften, die ich mir im Studium angeeignet habe, ist das richtige Mindset für den Aviatikbetrieb», sagt er. «Die Flugsicherung ist ein sehr komplexes System, für das man ein Verständnis entwickeln muss. Die Menschen arbeiten im Schichtbetrieb und haben viel Verantwortung. Wenn ich beispielsweise Projekte umsetze, muss ich immer daran denken, dass die Technik von jemandem morgens um vier nach einer langen Schicht bedient werden muss.» Der Aviatik-Absolvent ist Project Engineer für Voice Communication Systems – er arbeitet hauptsächlich zugunsten des Militärischen Bereichs der Flugsicherung von Skyguide. Damit ist er zuständig für sämtliche technischen Kommunikationssysteme, die Lotsen im Tower nutzen, um mit Flugzeugen und Helikoptern sowie anderen Flugverkehrsleitstellen zu interagieren.
Leidenschaft für die Technik
Von Kindesbeinen an wollte Philipp Schleiss eigentlich Pilot oder Astronaut werden. Während des Studiums an der ZHAW bestand er die Selektion für die Linienpilotenausbildung bei der Horizon Flight Academy. Er entschied sich jedoch schlussendlich gegen diesen Karriereweg. «Mein Interesse an den Technologien hinter der Aviatik war grösser. Daher entschied ich mich damals für ein Ingenieurstudium. Da ich das Studium an der ETH als zu praxisfern empfand, wählte ich den Studiengang Aviatik an der ZHAW School of Engineering, da es mehr meiner Passion entsprach.» Da er als Maturand zunächst Arbeitswelterfahrung sammeln musste, absolvierte er Praktika beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) in Bern und am Flughafen Zürich. Die Entscheidung für das Studium bereut er nicht. «Ich habe im Nachhinein eine Privatpilotenlizenz gemacht und kann dieser Leidenschaft in der Freizeit nachgehen. Aber jedes Mal, wenn ich die Arbeit von Kolleg:innen im Cockpit begleite stelle ich wieder fest: Ich bin den richtigen Weg gegangen», sagt der Aviatiker.
«Unser Team ist für den kompletten Lebenszyklus der Systeme zuständig. Ich kann Evaluationen für Ausschreibungen durchführen, Projekte leiten, Sicherheitsanalysen für Systeme erstellen. Aber ich schraube auch Racks zusammen und löte Bauteile.»
Philipp Schleiss, Absolvent Studiengang Aviatik
Arbeit mit dem Kopf und den Händen
Der Arbeitsalltag von Philipp Schleiss ist vielfältig: Er umfasst von der Projektleitung für die Einführung neuer Kommunikationssysteme über die Analyse von Bauteilen bis hin zu Lötarbeiten viele Aufgaben. Er erklärt: «Unser Team ist für den kompletten Lebenszyklus der Systeme zuständig. Ich kann Evaluationen für Ausschreibungen durchführen, Projekte leiten, Sicherheitsanalysen für Systeme erstellen. Aber ich schraube auch Racks zusammen und löte Bauteile.» Das alles habe er im Studium lernen können, vor allem das Projektmanagement. «Den Rest lernt man über Learning-by-Doing», sagt er.
Die Zukunft bringt viel Neues
Zwar ist die fehlende Berufsausbildung für ihn kein Nachteil, gerade für die Kommunikationsfächer brachte ihm die Kantonsschulausbildung Vorteile. «Aber könnte ich heute nochmal wählen, würde ich eine Ausbildung machen. Der technische Teil und vor allem die IT sind sehr relevant», antwortet Philipp Schleiss auf die Frage, ob er heute etwas anders machen würde. Und grade die IT beschäftigt ihn sehr: «Die Aviatik entwickelt sich sehr langsam. Aber auch in dieser Branche ist die Informatik nicht wegzudenken. Und die grossen Treiber in den nächsten Jahren sind sicherlich Künstliche Intelligenz und die Integration satellitenunterstützter Systeme.» Um sich darauf vorzubereiten, bietet ihm Skyguide individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten. Das offene Mindset für die Neuerungen, die anstehen, hat der Absolvent aber bereits.