Von der Heissluftballonpilotin zur First Officer – Mariella Hoffmann im Porträt
Mariella Hoffmann hat früh Höhenluft geschnuppert: Mit 16 machte sie die Lizenz zur Heissluftballonpilotin. Heute fliegt sie als First Officer auf der Embraer bei Helvetic Airways – doch der Weg dorthin war alles andere als geradlinig. Die Absolventin des Aviatik-Studiengangs an der ZHAW School of Engineering nahm Umwege über Stuttgart, Mercedes-Benz und Businessjets – und würde es genauso wieder tun.

Mariella, wie bist du zur Aviatik gekommen – und warum hast du dich für ein Studium entschieden?
Ich habe mich schon immer in der Luft wohlgefühlt. Mit 16 habe ich die Heissluftballon-Lizenz gemacht, aber mein Ziel war immer klar: Ich wollte ins Cockpit. Für das Studium brauchte man aber erst ein Jahr Praxiserfahrung in der Luftfahrt. Deshalb habe ich ein fantastisches Praktikum bei Skyguide absolviert. Danach hat mich der Aviatik-Studiengang an der ZHAW als „Aviation-Nerd“ dann sofort begeistert. Die Kombination aus fundiertem Fachwissen, Praxisbezug und technischer Tiefe war genau das, was ich gesucht habe.
Was hat dir am Studium denn besonders gut gefallen?
Natürlich alle luftfahrtbezogenen Fächer – aber ich habe auch neue Interessen entdeckt, insbesondere im technischen Bereich. Ich hätte nie gedacht, dass mich Aerodynamik oder Human-Centered Design so faszinieren würden.
Gibt es noch andere Dinge, die dir speziell in Erinnerung geblieben sind?
Am meisten denke ich an meine Studienkolleginnen und -kollegen zurück. Wir haben so viel Zeit zusammen verbracht – gemeinsames Lernen, Projekte, Feiern nach den Prüfungen. Das hat uns zusammengeschweisst, und aus dieser Zeit sind wirkliche Freundschaften fürs Leben entstanden.
Hast du auch eine Anekdote für uns?
Eher ein Fun Fact: Ich habe meine Projekt- und Bachelorarbeit bei unserem Studiengangleiter Christoph Regli geschrieben – und heute fliege ich hin und wieder mit ihm bei Helvetic. Die Aviatik ist eben doch ein kleines Universum!
Wie sah es mit Herausforderungen aus, die gab es sicher auch, oder?
Auf jeden Fall! Die Lernphasen waren intensiv, und die richtige Balance zwischen Studium, Freizeit und Nebenjobs zu finden, konnte manchmal auch fordernd sein. Time Management war also essenziell – aber ich glaube, das war eine wichtige Lektion, die ich lernen durfte.
Wie ging es nach dem Studium dann beruflich für dich weiter?
2017 bin ich direkt nach Stuttgart gezogen und habe ein Jahr als Flight Dispatcher bei einem Businessjet-Unternehmen gearbeitet, wo ich für die Flugvorbereitung zuständig war – also für die Planung der Route, die Berechnung von Treibstoff und die Koordination mit Crews und Flughäfen. Danach hat es mich wieder mehr in die Technik gezogen: Ich war vier Jahre als Entwicklungsingenieurin bei Mercedes-Benz tätig. Parallel dazu habe ich meine Pilotenausbildung am Stuttgarter Flughafen gemacht und Ende 2021 meine Lizenz erhalten. Zurück in der Schweiz flog ich dann ein Jahr lang Businessjets – und seit 2023 bin ich bei Helvetic Airways als First Officer auf der Embraer.
Ein ungewöhnlicher Weg. Hat dir das Studium dabei geholfen?
Absolut. Die aviatischen Fächer wie «Flight Performance», «Meteorology» oder «Organisation des Luftverkehrs» haben mir beim Flight Dispatching sehr geholfen. Die technischen Grundlagen aus Physik und Aerodynamik wiederum waren für meine Zeit als Ingenieurin zentral. Und jetzt als Pilotin sind es die klassischen Themen wie «Flight Operations» und «Safety Risk Management», die mir täglich begegnen. Ich konnte aus fast allen Studieninhalten Nutzen ziehen.
Was sind deine nächsten beruflichen Ziele?
Ich sammle weiterhin Flugstunden, um eines Tages zum Commander aufzusteigen. Und mit dem Studium im Hintergrund bin ich auch offen für Zusatzfunktionen neben der fliegerischen Tätigkeit. Ich lasse offen, was die Zukunft bringt – aber sie darf gern spannend bleiben.
Wie siehst du die Chancen für Aviatik-Absolvent:innen auf dem Arbeitsmarkt heute?
Sehr gut! Die Luftfahrt boomt wieder, und wer flexibel und offen bleibt, findet tolle Einstiegsmöglichkeiten. Mein Lebenslauf zeigt ja auch, wie viele Türen ein Aviatik-Studium öffnen kann – selbst ausserhalb des klassischen Flugumfelds.
Wem würdest du das Studium denn weiterempfehlen?
Technikaffinen und luftfahrtbegeisterten Menschen sowieso. Aber auch allen anderen, die eine fundierte, vielseitige Ausbildung suchen. Das Studium bietet eine breite Grundlage – für die Aviatik und darüber hinaus.