Absolventenporträt: CEO einer Spin-off Firma
Mit modernsten Maschinen der Vergangenheit auf der Spur
Joël Bourquin hat an der ZHAW School of Engineering Maschinentechnik studiert. Heute ist er CEO der Ionplus AG, die er im Jahr 2013 mitgründete. Die Spin-off-Firma der ETH stellt Geräte für die Radiokarbondatierung her – und macht die Vergangenheit damit ein Stück greifbarer.
Der Bundesbrief, das Turiner Grabtuch oder die Gletscherleiche Ötzi – wer diesen und anderen organischen Zeugnissen vergangener Jahrhunderte ihre Geheimnisse entlocken will, kommt um die Radiokarbondatierung nicht herum. Das Prinzip dahinter: Das instabile Kohlenstoff-Isotop 14C zerfällt in abgestorbenen Organismen nach bekannten, regelmässigen Gesetzen. Herkömmlicher Kohlenstoff dagegen bleibt stabil. Das Verhältnis der beiden Kohlenstoffformen verändert sich also mit fortschreitender Zeit. Wenn es gelingt, das Verhältnis zu messen und mit dem Ausgangsstoff zu vergleichen, erlaubt das Rückschlüsse auf das Alter einer Probe. Dazu werden kohlenstoffhaltige Proben heute in hochkomplexen Geräten gemessen, in sogenannten Beschleuniger-Massenspektrometern.
«Ich finde es toll, dass ich nicht nur in die Fertigung eines kleinen Teiles involviert bin, sondern unsere Produkte von der Idee über die Konstruktion bis zum Verkauf und zur Inbetriebnahme begleite.»
Joël Bourquin
Von der Idee bis zur Inbetriebnahme
Genau solche Geräte konstruiert Joël Bourquin. Der Absolvent des Studiengangs Maschinentechnik hat vor rund zwei Jahren eine eigene Firma mitgegründet. In den Räumen der ETH auf dem Hönggerberg hat sich die Ionplus AG eingemietet. Dort werden die Geräte, die etwa die Grösse eines Kleinwagens haben, gebaut; dort tüfteln die Ingenieur:innen an Optimierungen; dort werden ergänzende Komponenten entworfen. Letztere dienen zum Beispiel dazu, Proben für die anschliessende Analyse im Massenspektrometer aufzubereiten. Bei Joël Bourquin laufen dabei alle Fäden zusammen, was für ihn eine sehr motivierende Ausgangslage ist: «Ich finde es toll, dass ich nicht nur in die Fertigung eines kleinen Teiles involviert bin, sondern unsere Produkte von der Idee über die Konstruktion bis zum Verkauf und zur Inbetriebnahme begleite.»
Fachliches Wissen und strukturierte Arbeitsweise
Auf diese herausfordernde Aufgabe hat ihn das Studium an der ZHAW School of Engineering vorbereitet. Joël Bourquin erzählt: «Selbstverständlich profitiere ich heute enorm vom fachlichen Wissen, das mir während des Maschinentechnik-Studiums vermittelt wurde. Ich habe aber auch gelernt, wie man Projektarbeiten plant, wie man Präsentationen hält, wie ich am besten mit Druck umgehe, strukturiert und effizient arbeite. Das kommt mir im heutigen Berufsleben zugute.» Denn so gerne er beim Bau der Geräte selber Hand anlegt: Zu seinen Aufgaben als CEO gehört es auch, Offerten zu schreiben, Kundschaft auf der ganzen Welt zu besuchen, Verkaufsgespräche zu führen und seine Führungsverantwortung wahrzunehmen. Damit hat sich Joël Bourquin zwar vom klassischen Berufsbild von Ingenieur:innen entfernt, doch er wendet ein: «Ich bin mein eigener Chef und habe die Freiheit, eine Unternehmung nach meinen eigenen Vorstellungen zu führen. Das spornt mich Tag für Tag an.»
«Ich bin mein eigener Chef und habe die Freiheit, eine Unternehmung nach meinen eigenen Vorstellungen zu führen. Das spornt mich Tag für Tag an.»
«Maschinen haben mich schon immer fasziniert»
Seine berufliche Karriere hat Joël Bourquin mit einer Lehre zum Physiklaboranten an der ETH begonnen. Bereits während dieser Zeit beschäftigte er sich mit computergestützten Konstruktionsarbeiten. Er erzählt: «Maschinen haben mich schon immer fasziniert – nicht nur die komplexen Geräte, an denen ich heute arbeite, sondern auch die grossen, alten Dampfmaschinen. Ich merkte aber, dass es für deren Entwicklung vertiefte Kenntnisse braucht. Darum war es naheliegend, dass ich mich nach der Lehre in diese Richtung weiterbilden wollte.» Während er an der ZHAW School of Engineering Maschinentechnik studierte, blieb er der Forschungsgruppe, der er als Laborant angehörte, treu: Mit ihr als Partnerin konzipierte und baute er im Rahmen seiner Bachelorarbeit einen automatischen Probenwechsler für einen Massenspektrometer. Als der Entscheid zur Gründung eines Spin-offs fiel, nutzte er die Chance und übernahm dessen Leitung.
Aktuelle Themen, gesellschaftliche Relevanz
Die Firma wächst und ist erfolgreich – nicht nur im Bereich der archäologischen Forschung: «Unsere Geräte finden unter anderem auch in der Umweltwissenschaft Anwendung, wo zum Beispiel der Ursprung von Luftverschmutzungen untersucht werden kann. Wir können mittels geeigneter Proben aber auch zeigen, wo genau Medikamente im Körper wirken, indem sie mit 14C angereichert wurden.» Joël Bourquin widmet sich also dank seines Abschlusses an der School of Engineering nicht nur seiner Faszination für Maschinen, sondern bearbeitet dabei auch aktuelle Themen von grosser gesellschaftlicher Relevanz.
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