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School of Engineering

Studentin Sofiia Lebedynska aus der Ukraine spricht über ihre Zeit an der School of Engineering: «Ich habe mich hier sehr schnell und gut eingelebt»

Die 19-jährige Sofiia Lebedynska studierte «Luftfahrt und Rocket-Space Systems Engineering» in Kiew. Dann begann der Krieg und sie konnte nicht in ihre Heimatstadt zurückkehren. Nach ihrer Flucht in die Schweiz absolvierte sie das Frühlingssemester an der ZHAW als Visiting Student im Studiengang Aviatik. Ihr Ziel ist es, ihren Bachelor an der School of Engineering zu absolvieren.

Liebe Sofiia, nach Beginn des Krieges in deiner Heimat, bist du in die Schweiz geflüchtet. Wie kam es dazu?
Als der Krieg am 24. Februar angefangen hat, studierte ich in Kiew und konnte anschliessend nicht mehr in meine Heimatstadt Sumy zurückkehren, da dort der Krieg schon in vollem Gange war. Sumy liegt fast an der Grenze zu Russland. Mit dem Zug bin ich allein geflüchtet. Zuerst Richtung West-Ukraine, Richtung Lwiw, weil ich Angst vor den Kampfflugzeugen und Bomben hatte. Ich war im Studierendenwohnheim und dachte, dass wir bald beschossen würden. Dort übernachtete ich bei einem Mädchen, das ich selbst nicht kannte. Nach einem Telefonat mit meiner Familie, habe ich mich entschieden, zu meiner Tante, die in der Schweiz wohnt, auszureisen. Ich wurde in der Nacht von ihr an der Grenze zu Polen abgeholt.
 
Welches Studienfach hast du in der Ukraine studiert und welchen Studiengang belegst du nun an der ZHAW?
Mein Studienfach in Kiew war «Luftfahrt und Rocket-Space Systems Engineering» (Department of Aircraft and Rocket Engineering) an der Nationalen Technischen Universität Igor Sikorsky, Polytechnisches Institut. Dort studierte ich im 4. Semester. An der ZHAW belege ich jetzt ein Gastsemester (2. Fachsemester) im Studiengang Aviatik.

Wie hast du erfahren, dass du an der ZHAW School of Engineering studieren kannst?
Da ich schon früher in der Schweiz in den Ferien war und ich mich auch noch in Kiew für ein Auslandsemester interessierte, kannte ich die verschiedenen Möglichkeiten in der Schweiz und auch in Deutschland. Ich habe mich aber sofort für die ZHAW entschieden, da die Studienrichtung mir sehr entgegenkommt.
 
Wie lange dauerte es von der Aufnahme als Visiting Student bis zum Besuch der ersten Vorlesung? 
Ich muss sagen, das ganze Aufnahmeprozedere an der ZHAW ging sehr schnell und unkompliziert. Sie waren alle sehr nett und flexibel und machten es mir leicht, mich rasch zu integrieren. Hier möchte ich einen speziellen Dank an den Studiengangleiter Christoph Regli aussprechen, der mich in allen Belangen unterstützt hat.

Hast du denn schon Pläne für deine akademische Zukunft? Wenn ja, welche? 
Nach dem jetzt beendeten Gastsemester habe ich zusammen mit meiner Familie und meinem Studiengangleiter nach der bestmöglichen Lösung gesucht. Ich absolviere jetzt ein Praktikum in der Flugzeugindustrie (AAS) und hoffe, dass ich im kommenden Herbst, ins 3. Semester als Repetition einsteigen kann. Im besten Falle möchte ich meinen Bachelor hier an der ZHAW absolvieren.
  
Welche Unterschiede zu deiner Heimatuniversität in Kiew fallen dir im Vergleich zur ZHAW auf?
Als ich in Kiew mein Studium begann, war die Coronavirus-Pandemie gerade sehr aktiv und ich hatte dort während zwei Semestern fast nur Onlineunterricht. Daher ist der Unterschied zu jetzt an der ZHAW sehr gross, wo wir im Studium sehr praxisnah, offen und direkt kommunizieren können. Der Unterschied in der Materie ist nicht so gross, ausser, dass wir einige Fächer in der Ukraine nicht hatten oder sie nicht vergleichbar sind.

Hast du denn schon Kontakte zu deinen Mitstudierenden knüpfen können? 
Ich habe mich dank allen Kommiliton:innen und auch dank der Leitung der ZHAW sehr schnell und gut eingelebt und tausche heute täglich regen Kontakt mit allen aus. Es ist wirklich wunderbar, wie sich alles so schnell und gut zusammengefügt hat. Ich fühle mich sehr integriert.
 
Wie findest du das Betreuungsangebot der ZHAW? Konnte es dir helfen?
Ich glaube, es ist gut. Nur habe ich es bis jetzt noch nicht in Anspruch nehmen müssen, da ich in der Familie meiner Tante gut aufgehoben bin und die nötige Unterstützung bekomme. Aber natürlich hat die unkomplizierte Aufnahme an der ZHAW mir sehr geholfen und ich schätze das sehr. Auch die Flüchtlingsbetreuungsstelle ORS in Dübendorf hat dabei mitgeholfen, so auch in finanzieller Sicht.

Wo wohnst du aktuell und wie kommst du jeden Tag zum Studium an die ZHAW?
Ich lebe bei der Familie meiner Tante in Neerach. Natürlich muss ich jetzt jeden Tag zwischen Winterthur und Neerach mit dem ÖV pendeln, was mir aber keine Probleme bereitet. Das Zugticket war ja bis am 31.5. von der SBB offeriert und jetzt kann ich mich dank der staatlichen Unterstützung und den Sonderangeboten weitgehendst selbst unterhalten. Kost und Logis fallen ja weg. Die Grundpauschale reicht natürlich nicht für alles, aber ich halte mich über Wasser.